Rock am Ring – ein fast vergessenes Freiheits- und Lebensgefühl

News am 6. Juni 2022 von Yoda

Als ob nichts gewesen wäre: die zweijährige Pandemie-Festivalpause scheint wie vergessen. Ohne jegliche Coronaregelungen oder Einschränkungen konnte bei Rock am Ring 2022 gecampt, gelebt und gefeiert werden. Ein fast vergessenes Freiheits- und Lebensgefühl. Zu Beginn etwas surreal, auch das Gefühl, Teil eines großen 90.000 Menschen Experiments zu sein, ploppte auf, denn der Spuk ist vermutlich längst nicht vorbei. Aber dann, keine 90 Minuten nach dem Öffnen der Festivaltore am Freitag, als bereits rund 50.000 Menschen vor der Utopia Stage standen und auf den Rock am Ring Kickoff mit den Donots warteten, war all das irgendwie vergessen, das Gefühl von früher, „alles wie immer“.

Dabei waren sicher auch viele junge Erwachsene, die wohl noch nie ein derartiges Event erlebt hatten. Wer sich 2019 mit 16 Jahren erstmals ein Rock am Ring Ticket fürs kommende Jahr besorgte, ist heute schon 19 Jahre alt und hat erstmals die Chance auf große Open Air Festivals. Ähnlich erging es auch Chris, heute 21, den wir auf Campingplatz A6 trafen „Gestern bei Green Day, es war so kraaaass“ – beim ersten Festival gleich direkt im Moshpit gelandet.

Vieles war dann aber doch so gar nicht wie immer bei Rock am Ring. Einer fehlte, ja, vom Gefühl her sogar fast „unentschuldigt“: Rock am Ring Gründer und Urgestein Marek Lieberberg. Erinnert man sich an einen früheren legendären KickOff des Festivals: 2015 in Mendig – ebenfalls mit den Donots und Die Toten Hosen als Überraschungsgäste, so war auch der Festivalvater mit auf der Bühne und begrüßte seine Fans. Auch sein Sohn André, zwar immer etwas im Hintergrund, war stets dabei. Zuletzt hatte dieser die Hauptverantwortung fürs Programm inne.

Über die Jahre kreierte Marek Lieberberg sogar eine Art Fankult um seine Person. Medienwirksame Rundgänge auf den Campingplätzen mit hautnah und persönlichem Kontakt zu den Besuchern inklusive. Zu seiner Person gehörte aber auch immer eine klare Sprache, auch mal umstrittene Äußerungen in der Öffentlichkeit oder etwas Extrashow bei den sonntäglichen RaR-Pressekonferenzen. Dieser Extra-Unterhaltungsfaktor ist nun seit dieser Ausgabe 2022 verschwunden.

v.r.n.l.: André Lieberberg, Marek Lieberberg

Veränderungen in der Rock am Ring Festivalleitung kündigten sich aber schon länger an.

Die Hintergründe: Seitdem vor vielen Jahren bereits Eventim bei Rock am Ring / MLK („Marek Lieberberg Konzertagentur“) eingestiegen war, verließ Marek Lieberberg seine eigene Firma im Jahr 2015 um zu Live Nation zu wechseln, dort Deutschland-Chef zu werden, „MLK ohne Marek und André!„. Die Lieberbergs blieben aber weiterhin beauftragt und verantwortlich für Rock am Ring und Rock in Park. LiveNation gehört zu den größten international agierenden Konzertveranstaltern. Nach einer Fusion mit Ticketmaster wurde das in den USA beheimatete Unternehmen bereits im Jahr 2010 zudem zu einem der größten Tickethändler. So gab es bei Rock am Ring mit Eventim und Ticketmaster zwei konkurrierende Großunternehmen im Ticketgeschäft, die beide Tickets für das selbe Festival verkauften. Das konnte, so könnte man meinen, nicht lange gut gehen. LiveNation und damit auch Marek und André Lieberberg sollten im Jahr 2021 die beiden Festivals noch durchführen und produzieren, coronabedingt fielen diesen Ausgaben jedoch aus. Eventim hatte 2021 bereits die DreamHaus GmbH übernommen, die ab 2022 die Durchführung übernehmen sollte – unter ihrem Chef Matthias ‚Matt‘ Schwarz. LiveNation, Marek und André waren damit seit dieser Ausgabe nicht mehr Teil der Veranstalter oder Organisatoren – und daher habt ihr sie dieses Jahr weder auf der Bühne noch auf den Campingplätzen gesehen. Ein Teil des alten Teams ist gleichwohl noch dabei und produzierte mit den neuen Kollegen unserer Beobachtung nach ein sehr gelungenes Rock am Ring Comeback 2022.

Nach dem kleinen Rundgang durch die Orga der letzten Jahre, hier noch einmal zurück zum Rock am Ring Sonntag 2022: Headliner Volbeat hielt, was der Name der dänischen Metal-Rock-Band seit Jahren verspricht: Eine satte, mitreißende Liveshow, deren eingängige Songs und Gitarrensoli immer wieder aufs Neue Spaß machen und für durchgemoshtes Vergnügen beim Publikum sorgen.

Beschließen durfte das Festival 2022 aber jemand anderes, die kanadischen alternative Rocker von Billy Talent.

Auf der Bühne nebenan gab’s zur Auswahl und Abschuß des Festivals noch Elektronisches von Boys Noize auf die Ohren. Insgesamt präsentierte sich ein satter RaR-Sonntag, auch mit Bands wie Airbourne, Beatsteaks, Korn, Royal Republic, Shinedown und vielen weiteren – Fotos gibt’s hier noch angehängt.

 

Campino, am RaR-Freitag Nachmittag bei den Donots mit auf der Bühne. Eine gelungene Überraschung!

Rock am Ring 2023 und Rock im Park 2023 werden vom 02.-04.06.2023 auf dem Nürburgring und dem Zeppelinfeld in Nürnberg stattfinden. Offiziell bisher nicht bestätigten Informationen zu Folge (Achtung, Gerüchteküche!), werden Die Toten Hosen als Headliner mit dabei sein. Dieses Jahr, zum 40-jährigen RaR-Jubiläum wurde ja zunächst ihr Fehlen moniert, da sie sich ja sehr verbunden mit dem Festival und den Besuchern fühlen. Beim Kickoff am RaR-Freitag überraschten sie dann aber doch am Nachmittag bei der Eröffnung mit den Donots “ Donots und Die Toten Hosen eröffnen Rock am Ring …„. Hinterher hatten wir unser Ohr vielleicht an der richtigen Stelle, um vorsichtig die Ankündigung von Die Toten Hosen als Headliner für Rock am Ring und Rock im Park 2023 bereits hier ankündigen zu können. Bleiben wir gemeinsam gespannt, ob’s dann auch so kommen wird.

Außerdem hier noch der Hinweis auf unseren diesjährigen Zwischenbericht: “ RaR 2022: Freitag und Samstag Sonnenschein und krachende Liveacts„.

Auch unser Blick auf Rock im Park nicht zu vergessen: „Rückkehr zum Zeppelinfeld: Rock im Park 2022„, sowie: „Endlich wieder Festivals: Rock im Park 2022

 

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