Im Apfelhain gab’s Indie-Töne beim Appletree Garden Festival 2012

News am 2. August 2012 von Claudia

Sich bei einem Festival zu erholen, klingt fast unmöglich. Doch beim Appletree Garden im nordischen Diepholz kann man das fast schaffen. Das Festival erinnert an einen Kurzurlaub, wo man die Seele zu abwechslungsreichen Indie-Klängen baumeln lassen kann.

Auf das Appletree Garden Festival hatte ich mich diesen Sommer besonders gefreut. Zum einen wegen des Line-ups, zum anderen weil ich da noch nie gewesen bin und Fotos und Videos mich richtig neugierig gemacht haben. Festivalhopper Claudia berichtet.

Enttäuscht wurde ich auf keinen Fall. Aber ich beginne den Bericht mal chronologisch. Am Donnerstag  reisten wir an, die Fahrt war lang und aufgrund der brütenden Hitze schwitzig. Das Zeltplatzgelände war übersichtlich und wir hatten noch relativ freie Platzwahl für unsere Zelte, auf der schönen grünen Wiese.

Es gibt vier Zeltplatzeinheiten, bei denen man zum Teil auch mit dem Auto bzw. Camper parken darf. Beim späteren Geländerundgang fiel uns eins gleich auf: es gibt keine Duschen. Auch an den nächsten Tagen wurden wir nicht fündig.

Dafür gab es gute Laune und tanzbare Musik am Eingang bei der Fahrraddisco. Sportliche Geister, die an diesem Sommertag noch nicht genügend geschwitzt hatten, strampelten auf ein paar Rädern so lange, dass Elektrizität für das angeschlossene DJ Pult entstand.

Am Freitag machte uns dann recht schnell die Sonne und damit die Hitze im Zelt wach. Zum Glück gab es die Möglichkeit mit dem Jan Spieker Zug in die Innenstadt zum Freibad zu fahren und sich dort abzukühlen. Fahrräder konnte man sich aber auch ganz einfach ausleihen. Dieses Angebot ließen wir uns nicht zweimal sagen und sprangen ins kühle Nass. Im Freibad löste sich dann auch das Problem mit den Duschen und so konnten wir frisch und munter den ersten Festivaltag beginnen. Es ging los mit Steaming Satellites auf der Hauptbühne. Die Österreicher rockten gut und tauschten auch mal ganz selbstverständlich die Instrumente untereinander.

Da wurde aus dem Keyboarder der Bassist und andersherum. Anschließend spielten Me And My Drummer. Die beiden sind wirklich ein kleiner Festivalgeheimtipp in diesem Sommer für mich geworden. Schon auf dem Immergut haben sie mir gut gefallen. Die britische Band Other Lives waren dann das Highlight des Freitagabends. Die Band beeindruckt durch die pure Musikalität. Bei circa zehn Instrumenten, die sie gespielt haben, habe ich aufgehört zu mitzuzählen.

Langsam wurden dann auch die ersten Lichterketten angeknipst und das Gelände verwandelte sich in eine große Gartenparty mit glänzender Apfel-Discokugeln. Die ersten Konfettiduschen ließen auch nicht lange auf sich warten. Nach Other Lives machten wir eine kurze Pause, um dann wieder pünktlich bei Dillon an der Hauptbühne zu stehen. Die Frau ist eine Meisterin im Verstecken. Das Gesicht ist stets von ihrer Mähne bedeckt und Neblschwaden sowie minimalistischer Lichteinsatz lässt sie mystisch und geheimnisvoll erscheinen. Und dann fing es auch noch an in Bindfäden zu regnen. Doch wir hatten Glück, denn wir standen unter schützenden Bäumen mit dichten Blattwerk, sodass wir keinen Tropfen abbekommen haben. Und nach Dillons Show setzte der Regen aus. Als hätte sie ihn herbeigezaubert.

Reptile Youth brachte die Menge dann auf der kleinen Bühne zum Tanzen. Zum Abschluss des Abends spielten Two Gallants. Ihren Sound erzeugt das Duo durch den Einsatz von Gitarre, Effektklänge, einem Drumset sowie der Mundharmonika. Letztendlich erinnert das dann etwas an Country Musik gemischt mit Punkrock.

 

In der Nacht regnete des dann durchgängig bis Samstagmittag, was etwas Frische brachte und uns im Zelt ausschlafen ließ. Campingplatz und Festivalgelände hatten sich zu einer Schlammgrube entwickelt, die auch einigen Autofahrern das Leben schwer machte. Mit Gummistiefeln kam man aber gut zurecht.

Der erste Act am Nachmittag war Touchy Mob mit der ausgefallensten Frisur von all den Künstlern. Leider spielte er nicht Ling Ling, aber ansonsten hat es mir gut gefallen. The Chap haben auch mit Indie-Pop gute Laune verbreitet. Anschließend spielte Sóley. Die Isländerin verzaubert durch melodischen Pianospiel und feinem Gesang.

Balthazar dagegen tönten mit lauten Basslängen und brachten ein paar neue Stücke mit. Ihr Finale zum Lied „Blood like wine“ kannten wahrscheinlich alle Anwesenden, denn sie sangen aus vollem Halse mit: „Raise your glass to the night and the ways to choose a mood and have it replaced“. Nach einer Pause auf dem Campingplatz folgten dann die Höhepunkte des Festivals.

Apparat Band machte meinen persönlichen Anfang. Großartiges Konzert mit leichten elektronischen Klängen zum einwippen, aber trotzdem irgendwie entspannend.

Dann folgten Dry the River. Sie spielten fast das gesamte Album und rasteten, wie gewohnt, bei Lions Den

am Ende wieder ordentlich aus.Jedes Mal zaubern sie ein Lächeln ins Gesicht, lassen mitfühlen und beeindrucken durch ihre Musik. Vielen aus dem Publikum ging es wahrscheinlich auch so. Und dann kam schon das große Ende.

Crystal Fighters waren die Letzten, aber einen schöneren Höhepunkt hätte es fast gar nicht geben können. Schon mit Solar System hatte sich die Masse in Bewegung gesetzt und für eine Stunde tanzten alle in Ekstase. Die Band hatte richtig Bock auf das Appletree Garden, das hat man sofort gemerkt. Sie spielten fast ohne Unterbrechung ihr gesamtes Repertoire.

Dann war Schluss und alle riefen „Zugabe“. Nach circa zehn ewigen Minuten kam der Sänger in Begleitung von vielen anderen zurück auf die Bühne und verkündete: „Wir haben leider keine neuen Songs mehr, daher vergesst kurz, das wir den schon einmal gespielt haben“.

Darauf folgte Plage, aber diesmal in Begleitung von Apparat Band und Dry the River. Da war eine riesige Party auf der Bühne und alle suchten sich irgendwelche Instrumente. Die Bassisten machten Stage Diving und die Menge tobte.

Was für eine tolle Überraschung und welch eine tolle Erinnerung an zwei schöne Festivaltage. Denn das war es auch schon wieder gewesen mit dem Appletree Garden Festival 2012. Wetter hat gepasst, Stimmung war super und Bands waren großartig. Ein kleines Fest für verwöhnte Indie-Ohren.

Das Appletree Garden war im Voraus ausverkauft, weiteres zum Appletree Garden hier bei uns und bei www.appletreegarden.de.

 

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