4 Tage: mehr Kultur – weniger Alltag: Das Tanz und Folkfesival in Rudolstadt (Teil 2)

News am 11. Juli 2011 von uly

Oder kurz: TFF 2011 – ein schwärmerischer Rückblick von Festivalhopperin Uly – der zweite Teil

Die ersten beiden Tage des Tanz und Folkfestival in Rudolstadt waren vergangen, aber der Spaß war noch lange nicht vorbei. Zu meinen Erfahrungen von Donnerstag und Freitag gelangt unter folgendem Link: 4 Tage: mehr Kultur – weniger Alltag: Das Tanz und Folkfesival in Rudolstadt (Part 1).

Doch nun zum zweiten Teil meines Berichtes über das TFF:

Am Wochenende vergößerte sich schlagartig die Gruppe mit der ich über das Festival zog, denn einige nutzten den langen Samstag und gönnten sich zumindest ein Tagesticket, da es leider keine Dauerkarten mehr zu erwerben gab. Viel Wirrwarr zog die Vielzahl an unterschiedlichen Menschen mit sich, jedoch ebenso viele schöne Momente.

Im Folgenden wird mein Bericht daher zu einem wir-Bericht, da ich die vielen lieben Begleiter vom Samstag gedanklich mit dabei haben möchte.

Samstag:

Ein ausgiebiges Frühstück, ein kleiner Fussmarsch und schwupps zurück am Ort des Geschehens. Ein wahrlich langer Tag stand den Besuchern bevor, sollte er doch tatsächlich nicht vor 6 Uhr morgens enden. Zu Beginn schlenderten wir durch die Innenstadt und kamen an Bands wie Nemo, DumChak oder Sambosso vorbei. Jede zelebrierte hierbei ihren komplett eigenen Musikstil und so wurde ein durchweg abwechslungsreiches Musikprogramm geboten. Hierbei hatte man auch erste Gelegenheit sich warm zu wippen, denn das Wetter wurde merklich schlechter und endete noch in Niesel, Regen und auch viel Regen, welcher zu späterem Zeitpunkt für feuchtfröhlichen Spaß sorgte.

DumChak

DumChak

Doch noch hielt sich das Wetter und wir besuchten das Kinderfest auf der Spielwiese vor dem Heinepark. Dort wurde den Kindern so einiges geboten…es gab ein großes Abenteuerschiff, einen Irrgarten, welchen wir uns direkt vorknüpften und ewig darin umher irrten, eine Zuber, in welchem die Kinder quasi durchgegarrt wurden, ein Kinder Zirkuszelt und viele weitere Mitmachaktionen.

So konnten sich die Kinder künstlerisch kreativ betätigen oder wahlweise auch alte Handwerkskunst ausüben. Natürlich durfte auch eine obligatorische Trommelgruppe nicht fehlen. Ich glaube wir hatten dabei mindestens genauso viel Spaß wie die Kleinen, denn irgendwo ist man ja auch immer noch Kind geblieben.

Nach dem vielen Toben machten wir es uns auf der Wiese vor der großen Bühne gemütlich, lauschten den teilweise hypnotischen Klängen von Rango aus Ägypten und beobachteten das tanzende Publikum, um uns im Anschluss schön ausgeruht zu „handgemachten Techno“, wie der Moderator es nannte, von Feindrehstar aus Jena fleißig bewegen zu können.

Sie begeisterten uns mit einer Mischung aus House, Funk, Jazz und Afrobeats gespielt mit unter anderem Saxophon, Drums, Gitarre, Trompete.

Rango

Feindrehstar

Nach diesem sehr beeindruckenden Konzert ging es dann für mich zum ersten mal auf die Heidecksburg zu RUTH Preisträger Hubert Von Goisern. Da es zu diesem Zeitpunkt dann begann zu regnen, konnten wir jedoch leider nichts von Ihm sehen, lediglich ein Meer aus Regenschirmen stand vor uns.

Hubert von Goisern

Es war gekrachte voll und natürlich gab es kein Durchdringen in die vorderen Reihen. Wie wir später erfuhren, wurde sogar zwischenzeitlich der Aufgang zur Burg gesperrt und niemand durfte mehr hinein. Musikalisch war er sehr abwechslungsreich, die Ohren wurden mit schnellen Stücken, ein wenig an La Brass Banda erinnernd, hin zu Jodel-Rock-Songs beschallt und so konnte man anfänglich auch ohne Sicht gut tanzen.

Daniel Kahn & the Painted Bird

Auf der zweiten Bühne auf der Heidecksburg, liebevoll Burgterrasse genannt, spielte im Anschluss mein persönliches Festival HighlightDaniel Kahn & the Painted Bird. Und wenn ich schreibe im Anschluss, dann ist das wortwörtlich gemeint, denn es gab eine Verschiebung des Konzertes um eine gefühlte unendlich lange halbe Stunde, da Hubert Von Goisern länger zu spielen schien als geplant und sie nicht beginnen durften ehe er nicht fertig war. Jedoch gab es für den der zeitig da war eine kleine erste Kostprobe von ihm, denn er entschied sich kurzerhand nach dem Soundcheck schonmal leis ein Lied zu singen und uns somit das Warten zu versüßen. Kurz bevor es losgehen sollte, wurde die Menge ungeduldig und rief und pfiff die Band auf die Bühne. Es wurde sogar lautstark gefordert, dass Hubert Von Goisern doch endlich sein Konzert beenden solle.

Daniel Kahn kommt aus der Gegend von Detroit und zog 2005 nach Berlin. Er ist Sänger, Schauspieler, Regisseur, Geschichtenerzähler und Komponist. Er hat Theater und Musik studiert und ist bekannt durch Projeke wie Rotfront. Zusammen mit the Painted Bird spielt er Klezmer, singt jiddische Liedchen und Gedichte, lässt das Publikum mitsingen und mit tanzen zu eben diesen oder aber auch zu Folk-Punk Songs. Er thematisierte die Arbeitslosigkeit, das Lump-Dasein, den Faschismus, die eigene persönliche Freiheit, die Freude am Leben und viele weitere, den Menschen bewegende Themen. Dies tat er in mehreren Sprachen, zum größten Teil auf Englisch, Deutsch oder Jiddisch. Träumerisch stand man da zu seinen ruhigen Lieder, erstaunt war man über einige seiner satirischen Texte, im Kreis getanzt hat man zum Trinklied und Mitgesungen hat man soweit man die Texte in sich aufgesogen hatte. Es war eine Freude, jedes kleine Detail des Konzertes. Und innerlich singe ich noch immer sein Liedchen:

„…drum lasst uns zerreißen unsre Ketten, und gehen gemeinsam allein.“

Daniel Kahn & the Painted Bird

Daniel Kahn & the Painted Bird


Glücklich und zufrieden begaben wir uns auf den langen steinigen, mit viel eigenem Gesang erfüllten Weg zurück zum Heinepark. Dort erwartete uns eine Feuertanzshow und  von weitem hörten wir noch Youssou N’dour (zum Rückblick + Fotos) mit seinem Song „7 seconds“, begaben uns aber nicht mehr zur Bühne. Der weitere Abend gestaltete sich mit viel quatschen, ein wenig chillen und rhythmischen Bewegungen zur allabendlichen Trommelgruppe bevor wir uns zur Aftershowparty in den Saalegärten begaben, wo nocheinmal einige Bands spielten, welche wir jedoch komplett verpasst haben. Um 6Uhr morgens gingen wir schließlich im Hellen heim, hüpften durch die Pfützen des langen regnerischen Tages, freuten uns auf den nächsten Tag und schliefen mit dem Gedanken daran ein.

Sonntag:

Den Sonntag ließen wir eher ruhig angehen mit ausgiebigen Frühstück und Verabschiedung einiger Begleiter, welche leider nur am Samstag das TFF besuchen konnten.

Da die letzten Tage doch arg an den Kräften zerrten entschieden wir uns den Tag auf den Heinepark zu beschränken und schauten uns noch einmal Daniel Kahn & the Painted Bird an, welcher erfreulicherweise ein komplett anderes Set spielte als am Vortag. Lediglich ein paar Lieder wiederholten sich, wirkten aber am frühen Nachmittag ganz anders als am Abend zuvor. Während des Konzertes fing es erneut an zu regnen, doch davon ließen sich nur wenige beeindrucken. Und jene hatten vorgesorgt, zum Teil mit farblich abgestimmten Regenschirmen.

Moussu T e lei jovents

Moussu T e lei jovents

Auf der Großen Bühne konnte man Moussu T e lei Jovents, eine Band um Sänger Tatou, bestaunen. Ihre Musik ist, wie bei vielen Künstlern, die im Rahmen des TFF Festivals auftraten, ein Mix aus unterschiedlichen musikalischen Stilen. So vereinen sich bei diesen Franzosen Blues, Chanson, Funk, Soul, Samba, Country und auch Rock zu einem Erlebnis der besonderen Art. Die Truppe hatte sichtlich ihren Spaß und so wurde sich auf der Bühne ordentlich zugeprostet und man bekam den Eindruck, dass Tatou schon ein wenig beschwippst war.

Im Tanzzelt spielte derweil ein letztes mal die Gruppe Smaarmaarwaar, zu deren klassischen flämischen tanzbaren Klängen ein Pärchen über das Paket wirbelte. Dies war sehr schön anzusehen und schon alleine wegen dem zungenbrecher Bandnamen und der Tatsache, dass sie ausschließlich auf Saiteninstrumenten spielen, erwähnenswert.

Die wohl internationalste Band des ganzen TFF hoben sich die Veranstalter fast bis zum Ende auf. Unter dem Motto: „Straßenmusiker aller Länder, vereinigt euch!“ traten einige Musiker aus dem Filmen „Playing For Change“ unter diesem Namen auf. Sie holten das Publikum aus ihren Sitzgelegenheiten, welche so gut wie jeder stets und ständig mit sich trug, und machten uns und vielen Anderen mit Blues, Rock’n’Roll und Reggae mächtig Feuer unterm Hintern. Sehr bewegend waren hierbei die Auftritte und Solos des blinden Sängers, welcher mit seinem Gesang und seiner Stimme die Welt zum Stehen brachte – zumindest meine kleine Welt für diesen Augenblick. Ein wahrlicher Geheimtipp sind und bleiben Playing For Change und zum Abschied verwöhnten sie die treuen Zuhörer mit einigen großartigen Klassikern, wie Bob Marleys „One Love“ oder Ben E. Kings „Stand by me“.

Playing for Change

Playing for Change

Ein letztes Mal bestritt ich nun, mittlerweile wieder allein, den Weg zur Konzertbühne wo die Master Musicians of Jajouka zu sehen und zu hören waren. Leider konnte mich dies nicht mehr so sehr begeistern. Die Klänge waren mir ein wenig zu abstrakt und gleichtönig, und ich blieb daher nicht lange an dieser Bühne. Ich entschied mich dazu ganz gemütlich die Atmosphäre des Heineparkes bis zum Beginn der großen Abschlusskonzertes zu genießen und schlenderte träumerisch vor mich hin.

The Treacherous Orchestra

Das Abschlusskonzert fand auf der Großen Bühne statt und wurde durch das The Treacherous Orchestra bestritten. Mit Schottischen Folk brachten sie das Publikum für das diesjährige TFF ein Letztes mal zum Tanzen und Beben. Mit insgesamt 10 Mann und genauso vielen Instrumenten standen sie auf der Bühne und legten vom ersten Song an los. Die perfekte Bezeichnung für diese Art von Musik, meiner Meinung nach, ist Fiedel-Punk-Rock und den zelebrierten die Herren des Treacherous Orchestra.

Da mich meine Füsse jedoch nicht so mehr recht tragen wollten verließ ich, gemeinsam mit dem wieder entdeckten Festivalhopper Teliko, das noch laufende Konzert und wir verabschiedeten uns mit einem letzten Winken und einem lauten: „Tschüss TFF, wir sehen uns nächstes Jahraus Rudolstadt.

FAZIT:

Schön war es, unglaublich schön, unglaublich anders. Unglaublich tolle Menschen, unglaublich tolle Atmosphäre, unglaublich tolle Musik. Ein Festival der Superlative, immer immer immer wieder gerne.

Wie es Festivalhopper Teliko Samstag und Sonntag ergangen ist, erfahrt ihr hier: TFF 2011 – der Samstag und TFF 2011 – Der Sonntag.

Ein Kommentar zu “4 Tage: mehr Kultur – weniger Alltag: Das Tanz und Folkfesival in Rudolstadt (Teil 2)”

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