TFF 2011 – der Samstag

News am 3. Juli 2011 von Teliko

Am Samstag stand wie jedes Jahr nun der mit Abstand längste und umfangreichste Tag auf dem Programm des Tanz- und Folkfestival in Rudolstadt (TFF). An diesem wurde einem auf allen 28 Locations die verschiedensten Angebote präsentiert. So konnte man nicht nur Konzerte besuchen, sondern auch an den verschiedensten Workshops teilnehmen, sich Vorträge anhören oder weiterhin durch die Stadt schlendern, die unterschiedlichen Stände durchstöbern und das besondere Flair des TFF genießen.

Trotz des unglaublichen großen Zeitfensters von 11:00 Uhr bis 6:00 Uhr am nächsten Morgen lassen sich aber auch dabei Überschneidungen nicht vermeiden, so dass man sich leider oft zwischen zwei Veranstaltungen entscheiden oder von einer früher gehen musste. Doch auch dieser Punkt sollte der Stimmung keinen Abbruch tun.

Auf Grund der Länge des gestrigen Tages, lohnte es sich gestern umso mehr, den Tag ruhig angehen zu lassen und erst einmal nur einen ausführlichen Spaziergang über das Gelände des TFF 2011 zu tätigen. Dabei zeigte sich schnell mit wie viel Liebe zum Detail das ganze Festival vorbereitet wurde. Überall konnte man immer wieder geschmückte Sachen entdecken und man hatte immer das Gefühl, schnell Rat zu finden, wenn man welchen brauchte. Somit gab es auf einem derartigen Rundgang durch Rudolstadt auch viel zu entdecken. Unter anderem auch einen beeindruckenden Straßenkünstler, der als Gnom geschminkt und verkleidet war. Dieser bot eine Darbietung der besonderen Art, in dem er mit einer hohen Stimme wirre Sachen erzählt, dies aber immer wieder unterbrach, in dem er für eine gewisse Zeit einfach einfror. Ergänzt wurde sein Programm durch eine Art mongolischen Obertongesang. Damit lockte er so viele Zuschauer an, dass durch ihn ein Aufgang zur Heidecksburg nahezu blockiert war.

Musikalisch bot das TFF gestern wieder eine Vielzahl Künstler aus unterschiedlicher Regionen und Länder. Zum Beispiel spielte auf der Heidecksburg Oana Cǎtǎlina Chiţu & Bucharest Tango, die für osteuropäische Klänge sorgte, während im Heinepark das René Lacaille Quintett auftrat, das mit eher westeuropäischen Worldmusik das Publikum zum Mitmachen und auch zum Mitsingen bewegte. Musizieren macht René Lacaille dabei anscheinend am liebsten mit seiner Familie, denn davon standen gleich drei Mitglieder mit auf der Bühne.

Am Samstagabend hatte man dann das Gefühl die Organisatoren haben versucht die beiden großen Veranstaltungsorte musikalisch so weit wie möglich zu trennen. Auf der Heidecksburg fand zu dieser Zeit die Verleihung der RUTH 2011 statt, bei der:

ausgezeichnet wurden.

Dies sorgte – unbestätigten mündlichen Berichten zufolge – für einen derartigen Ansturm auf die Burg, dass deren Zugänge zwischenzeitlich sogar gesperrt und die Security durch die bisher sonst kaum zu sehende Polizei unterstützt werden musste.

Im Heinepark versuchte man dagegen durch elektronische Klänge, die man in der Art nicht auf dem TFF erwartet hätte, die jüngeren Zuschauer anzusprechen. So spielten zunächst Feindrehstar aus Jena, die durch live performte Club-Musik die Leute so richtig zum Tanzen brachten. Welche musikalische Besonderheit dies darstellte, zeigte auch der Fakt, dass viele Mitglieder von Feindrehstar tags zuvor noch mit verschiedenen Projekten auf der zeitgleich stattfindenden Fusion aufgetreten sind. Einem Festival wo eher Elektro, Trance, Techno, House und Drum’n’Bass auf der Tagesordnung stehen.

Direkt im Anschluss spielten dann Kiril, die sogar noch etwas elektronischer werden sollten. Der mazedonische DJ und Pionier des Balkan-Elektro konnte – trotz immer schlechter werdenden Wetters – ebenfalls das Publikum zum mittanzen bewegen. Kein Wunder, da man sich seine Musik ohne Probleme in den größten Discos im Anschluß an zum Beispiel DJ Shantel vorstellen kann.

Mit HjaltalÍn tauchten dann erstmalig wieder folklastigere Klänge im Heinepark auf. Ihre oft als orchestral bezeichneten Lieder zeichneten sich vor allem durch die fantastische Stimme von Frontman Högni aus, dessen Stimme auch gut in jede große Rockband passen würde. Dennoch blieb man auch hierbei einer gewissen Linie treu, da auch HjaltalÍn bei vielen Liedern deutlich poppiger klangen als vergleichbare Bands auf dem TFF.

Auf Grund einer kurzfristigen Programmänderung spielten etwas später dann Iman Baildi auf der großen Bühne Heinepark. Egal aus welchem Grund die ursprünglich angesetzte Mart’nália ausgefallen ist, sollte sich dies als absoluter Glücksgriff erweisen. Getreu nach dem Motto ihres aktuellen Albums „The Imam Baildi Cookbook“ bewiesen sie, was man aus alten Rembetiko-Liedern der 40er, 50er und 60er Jahre machen konnte. Diese haben sie nämlich für ihre aktuelle Musik neu gesampelt und geremixed und sorgen so für eine völlig neue Art von Musik. Einen Unterschied, den man live erleben durfte, da Imam Baidi zwischenzeitlich auch die Originalsongs spielten. Dabei wurde einem nicht nur musikalisch, sondern auch durch die Performance der ganzen Band und im Speziellen von Sängerin Rena Morfi auch optisch auf der Bühne so einiges geboten. Einzig und allein die Zwischeneinlagen des mitgebrachten MC Yinka wirkten zum Teil etwas unpassend und seine Publikumsanimationen etwas zu viel für das TFF.

Als einen der musikalischen Höhepunkte des TFF 2011 konnte man dann mit Sicherheit das Konzert von Euzen bezeichnen. Dabei standen „alte Bekannte“ auf der Bühne, denn Frontfrau Maria Franz und Keyboarder Christopher Juul, waren bereits 2009 mit der Band Valravn zu Gast auf dem Tanz und Folkfestival in Rudolstadt.  Musikalisch lassen sich Euzen und Valravn aber nicht vergleichen. Obwohl beide einen typischen skandinavischen Einfluss haben, sind Euzen deutlich elektronischer und experimenteller. So arbeitet Maria Franz bei ihren Gesängen auch viel mit Effekten und Samplingelementen, für die ihr extra auch zwei Gesangsmikrophone zur Verfügung standen. Umso erstaunlicher dabei war allerdings, dass sie im Gegensatz zu ihren Auftritt bei Valravn regelrecht schüchtern auf der Bühne wirkte. Enorm stolz zeigte sich aber die gesamte Band in Bezug auf ihr neues Album, was noch nicht offiziell released, aber auf dem TFF schon zu kaufen gab.

Den Abend abschließen sollte dann wohl einer der größten Namen des diesjährigen TFF. Mit Youssou N’dour spielte einer der bekanntesten afrikanischen Musiker auf der großen Bühne Heinepark. Leider spielte an dieser Stelle der Wettergott aber gar nicht mehr mit und machte durch heftigen Regen und eisige Temperaturen der Stimmung einen Strich durch die Rechnung. Davon ließen sich Youssou N’dour und seine Band Le Super Étoile de Dakar jedoch nicht irritieren und versuchten dem Publikum durch ihren Reggae-Sound so gut wie möglich ein zu heißen. Unverkennbar dabei immer die unverwechselbare Stimme von Youssou N’dour, die durch seinen 1994 auch in den Charts erfolgreichen Hit „7 Seconds“ weltweit bekannt geworden ist. Dementsprechend war es auch nicht verwunderlich, dass er diesen Song gleich als drittes Lied in seinem Programm spielte.

Weitere Bilder:

Bericht und Fotos: Festivalhopper Thomas “Teliko” Helbig

6 Kommentare zu “TFF 2011 – der Samstag”

  1. Nummer 1: TFF – Der Sonntag | Festival News sagt:

    […] sollte es auch dem  21. Tanz- und Folkfestival in Rudolstadt (TFF) ergehen. Nach einem verregneten Samstag mit dem umfangreichsten Programm des Festivalwochendes stand am Sonntag schon der letzte Tag des […]

  2. Nummer 2: SummerJAM 2011 – ein kurzer Rückblick | Festival News sagt:

    […] kann man die Auftritte von Patrice, Jimmy Cliff und Youssou N’dour (letzterer spielte am Samstag auch auf dem TFF, wir berichteten) auf der REDSTAGE bezeichnen, gerade Youssou N’dour war in Big Band Besetzung angetreten und […]

  3. Nummer 3: 4 Tage: mehr Kultur – weniger Alltag: Das Tanz und Folkfesival in Rudolstadt (Teil 2) | Festival News sagt:

    […] Dort erwartete uns eine Feuertanzshow und  von weitem hörten wir noch Youssou N’dour (zum Rückblick + Fotos) mit seinem Song „7 seconds“, begaben uns aber nicht mehr zur Bühne. Der weitere Abend […]

  4. Nummer 4: Euzen, Der Tante Renate u.a. bei der bc-Club Geburtstagswoche | Festival News sagt:

    […] Band. (Live-Fotos von Thomas Helbig: Euzen beim TFF Rudolstadt 2011, Euzen im Bericht beim TFF Samstag + TFF […]

  5. Nummer 5: Euzen, Der Tante Renate u.a. bei der bc-Club Geburtstagswoche | Festival News sagt:

    […] Band. (Live-Fotos von Thomas Helbig: Euzen beim TFF Rudolstadt 2011, Euzen im Bericht beim TFF Samstag + TFF […]

  6. Nummer 6: TFF Rudolstadt 2013 – Der Samstag sagt:

    […] schwieriger gestaltete. Zwischenzeitlich musste der Zugang zum Burghof sogar, wie in Jahren zuvor bei der Verleihung der RUTH, sogar geschlossen werden. Musikalisch erfüllte das Keimzeit Akustik Quintett dann sämtliche […]

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