Open Flair 2011 – Eine Retrospektive Teil Zwei (Sa+So)

News am 19. August 2011 von schlegi

Weiter gehts mit Festivalhopper Schlegi auf dem Open Flair mit den Ereignissen und Eindrücken vom Wochenende. Den Rückblick auf die beiden ersten Festivaltage findet ihr hier

einen Rückblick auf den Open Flair Samstag um Iggy and the Stooges gibt es auch nocheinmal von Festivalhopper Yoda.

Das Aprilwetter geht also auch am Samstag weiter. Aufgrund der enorm bescheidenen Infrastrukur an Duschen auf dem Campinggelände teilte sich die Festivalhoppergruppe auf der Suche nach Körperhygiene auf. Einerseits in den Besuch des lokalen Freibades und andererseits für mich auf ein Bad im nahegelegenen Werratalsee, ein Baggersee mit angrenzender Kiesgrube bzw. -berg. Darauf kamen natürlich auch viele andere Festivalgänger und es war auch nach der ersten Überwindung der Wassertemperatur echt top und gut erfrischend, eine wirklich lässige Location dort.

Als Nachmittagsunterhaltung gings gleich wieder in den Schlosspark und dieser Ausflug sollte sich wirklich lohnen. Nachdem wir den Kiddies per Wippe ein Holzkarusell antrieben, stand unerwartet ein Konzert der Wohnraumhelden auf der kleinsten Bühne der Welt an. Diese befand sich nämlich auf der Ladefläche ihres dreirädrigen Mini-Lasters. Dort veranstalteten sie neben der Kinderbühne ein „Röckchen am Ringchen“, wozu auch ein Kind vom kleinen ausklappbaren Bühnensteg Stage Diven durfte und von der jubelten Menge getragen wurde. Weiter kamen die vielleicht nicht ganz so kindgerechten Liedtexte zumindest beim älteren Publikum enorm gut an. Später sollten die beiden mit ihrem grünweißen Partybus (Pussy Wagon) auch noch Halt an der Seebühne machen. Dort spielten die Wohnraumhelden in den Bandpausen weitere Mini-Konzerte vor begeistertem Publikum und herrlicher Kiesberg-Kulisse des Werratalsees.

Die Seebühne wurde heute zu abendlicher Stunde von Norman Sinn eröffnet. Der einstige BackUp-MC von Clueso (damals noch unter dem Namen Norman Bates unterwegs) überzeugte durch seine Gesangs- und Songwriterqualitäten. Mit großem körperlichen Tanzeinsatz, emotionalen Texten und einer Kapelle, die sichtlich Freude am spielen hatte kam eine echt lässig lockere Stimmung unter den noch wenigen Festivalbesuchern auf.

Anschließend ergab sich auch zügig allerlei Andrang zu Jupiter Jones. Die Jungs aus der Eifel, die übrigens am kommenden Wochenende auf dem Soundgarden spielen ;), lieferten Punk-Rock mit deutschen Texten vom Feinsten ab. Es wurde ordentlich gepogt und gesurft. Zum Anlass von 100.000 verkauften Tonträgern tanzte Schlagzeuger Marco aufgrund einer dubiosen Vertragsklausel mit Hundemaske und Tütü bekleidet auf der Bühne und spielte in diesem Outfit dann auch weiter. „Das sollen Bonaparte erstmal besser machen“, kommentierte Frontmann Nicholas diese kuriose Einlage.

Wenig später folgte der Auftritt von The Mighty Stef. Zwar waren von der zuvor großen Menschenmenge nur noch wenige Leute übrig geblieben, aber die Stimmung blieb durch den lebendigen irischen Folk-Rock und den charismatischen Sänger dafür aber sehr gut. Gegen Dropkick Murphys und die H-Blockx auf dem Werdchen wars natürlich auch nicht leicht publikumsmagnetisch anzukommen.

Ich blieb der Seebühne trotzdem treu und wartete auf Bonaparte. Das Ensemble zog wie immer eine äußerst bizarre Show ab, ich hatte irgendwann aufgeben die unzählichen Figuren, die auf der Bühne irre performten mitzuzählen. Jedenfalls gabs Pogo satt und ein Abgeh-Hammer nach dem anderen. Mit Kameratasche bewaffnet konnte ich leider nicht voll mit einsteigen und verzichtete deshalb auch auf das Ende um mir noch ein kurzes Stück von Iggy Pop auf der hr3-Bühne anzuschaun. Dieser verkürzte allerdings spontan seinen Gigg um 20 min, so dass ich leider zu spät kam, um noch in den Genuss einer Rock-Legende zu kommen.

Dafür freuten sich Boppin’B auf einen längeren Auftritt mit Rock’n’Roll bis tief in die Nacht. Die Stimmung war echt saugut ausgelassen und die Band hatte auch enorm viel Spaß mit dem umherfliegenden Heu vom Festivalboden. Entlassen wurden wir mit „Blitzkrieg Bop“ im Rockabilly-Style.

Der Sonntag wartete schon um 14 Uhr nachmittags mit dem Flair-Highlight schlechthin auf. Die „heimlichen Headliner“ (Zitat: Alexander Feiertag, OF Festivalchef) wurden lautstark durch Rufe empfangen: Monsters Of Liedermaching. Bereits fast ein duzend Male zuvor dort, durften sie nun endlich auf die große Hauptbühne (im Jahr zuvor bereits durch die Festivalhopper gefordert ) zu ihrem kleinen Wohnzimmerkonzert. Sie saßen gemütlich nebeneinander, tranken und rauchten, fotografierten, spielten Instrumente und sangen natürlich auch. Es stand ordentlich Mitmachen auf dem Programm, die Hände glühten vom Mitklatschen und die Stimme wurde heißer vom Begleiten. Die Monsters waren sichtlich gerührt und überwältigt von der unglaublich guten Stimmung.

Zwischenzeitlich wurde sogar ein mit Gaffa gefesselter Security-Mann über die Menge getragen. Doch damit nicht genug, die Monsters wussten natürlich noch einen drauf zu setzen: Die Zugabe fand nämlich in drei Schlauchbooten statt, mit Gitarre und Mikros ging es quer über die Menschenmassen und Wellenbrecher zur Freibühne rüber. Dort trat nämlich im Anschluss Das Pack auf, Jensen Paletti spielte dort E-Gitarre und die Schlauchboot-Verbindung war einfach die cleverste, weil schnellste :). Bei diesem grandiosen Auftritt bleibt mir nur noch übrig zu fordern: 2012 bitte als Headliner am Abend :D!

Nach dem Rock-Duo Das Pack hieß es auch für uns einpacken auf dem Campingplatz. Zurück im Werdchen bekamen wir noch das Ende der Abschlussshow im E-Werk mit und erlebten, wie das bei der Eröffnungsshow zuvor zerschnittene rote Bändchen von Festivalchef Feiertag wieder zusammen geknotet wurde, mit positivem Resümee, Danksagungen und der Vorfreude auf das nächste Jahr.

Mein persönlicher Festivalabschluss sollten The Sounds auf der Freibühne darstellen. Allerdings fand ich den Sound (wirklich unbeabsichtigter Kalauer) echt mies, der Gesang ging leider ziemlich unter, woran auch immer das gelegen haben mag. Jedenfalls sprang der Funke nicht so recht aufs Publikum über, was aber sicher auch dem langen Festivalwochenende geschuldet ist. Nichtsdestotrotz entschied ich mich für die verfrühte Abfahrt, was auch eine problemlos Abreise zur Folge hatte.

Mein erstes Open Flair Festival hat mich echt enorm positiv begeistert in vielerlei Hinsicht. Die meist freundliche und sogar spaßbereite Security und die stets bemühten eifrigen Helfer waren wirklich top. Überhaupt ist das ehrenamtliche Engagement des Arbeitskreis Open Flair e.V. gar nicht hoch genug herauszustellen. Was dort auf die Beine gestellt wird ist wirklich hervorragend, auch ein dickes Dankeschön von mir an dieser Stelle dafür!

Das Publikum auf dem Flair ist zumeist recht jung aus der Region, aber eigentlich sind alle Altersschichten vertreten, bei dieser familienfreundlichen und entspannten Atmosphäre ja auch kein Wunder. Überall begegnet man freundlich drein schauenden Gesichtern und dadurch entsteht eben auch diese herrlich lockere Stimmung.

Die teilweise recht langen Wege zwischen Seebühne und Kleinkunstzelt sind für einen vollen Festivalplan leicht hinderlich, auch wäre eine direkte Verbindung zwischen Seebühne und Werdchen wünschenswert. Die OF Info-App fürs Smartphone is ne schöne Sache, allerdings war zumindest mein Netz dermaßen überlastet, dass an eine mobile Internet-Verbindung nicht zu denken war. Zahlreichere Stellen mit fließendem Wasser auf dem Campinggelände wären auch nicht schlecht gewesen. Persönlich hätte ich mir noch mehr Indie-Alternative von der britischen Insel gewünscht und dafür weniger Punk-Rock aus den Staaten, das bleibt aber natürlich Geschmackssache. Aber letztendlich rückt das LineUp auch in den Hintergrund bei diesem genialen Festival-Flair in Eschwege!

Eine Open Flair Bildergalerie zu diesem Artikel (Sa+So)) gibt es hier, ausserdem hier die Bildergalerie der ersten beiden Tage (Do+Fr) die zu Teil1 der Rückschau von Festivalhopper Schlegi gehört.

5 Kommentare zu “Open Flair 2011 – Eine Retrospektive Teil Zwei (Sa+So)”

  1. Nummer 1: Open Flair 2011 – Eine Retrospektive Teil Eins (Do+Fr) | Festival News sagt:

    […] Weitere Berichte der ersten beiden Tage von Festivalhopper Yoda gibts unter OF startete mit Weltpremiere, Culcha Candela rockten und bei den Fantas platzt das Kondom – und hier geht’s zu Teil zwei von Schlegi. […]

  2. Nummer 2: CRS Samstag: Temperatursturz und stimmungsvolle Höhepunkte | Festival News sagt:

    […] größte Fest des Tages starteten allerdings Mono & Nikitaman! Was die Monsters dem Open Flair sind, sind Mono & Nikitaman beim Chiemsee Reggae Summer: Stammgäste! Zum sechsten Mal in […]

  3. Nummer 3: Punk im Pott: weitere Bands und Tagesplan 2011 | Festival News sagt:

    […] of Liedermaching, hier aber mit E-Gitarre, sowie Stehschlagzeuger Flozze. Unvergessen bleibt die Schlauchbootfahrt über hunderte Meter der Monsters beim Open Flair 2011, von HR3- auf Freib…, wo im Anschluss Das Pack spielte – zweifelsohne ein Festivalhighlight 2011! Das Pack macht […]

  4. Nummer 4: Open Flair Tagebuch – Tag 4, Sonntag mit Monsters of Liedermaching, The Wombats und Korn | Festival News sagt:

    […] letzten Jahre: Die Monsters of Liedermaching das erste mal auf der größten Bühne des Festivals (Bereits 2011 spielten die Monsters das erste Mal auf der HR3 Bühne, wie wir damals schon berichtete… – nachdem die Festivalhopper nach dem OF 2010 die Monsters für die große Bühne gefordert […]

  5. Nummer 5: Open Flair Samstag – “Wüstensand, der aus den Verstärkern rieselt” sagt:

    […] Ansonsten geht’s hier zum “Open Flair Tagebuch 2012“, zum Open Flair Do+Fr sowie Sa+So 2011 usw 2010 usw 2009, usw 2008 […]

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