US-Steuer für Festivals mit amerikanischen Bands – Headliner-Umbesetzungen nötig?

News am 1. April 2017 von Yoda

Dieser neue Trump-Vorstoß könnte Festivalveranstalter teuer zu stehen kommen: Am Abend will der US-Präsident ein Dekret erlassen, dass „amerikanischen Kulturexport im Besondern“ unter Steuer stellt. Dies gelte aber nur für den „Kulturexport in Länder, die ihren NATO-Verpflichtungen nicht nachkommen“, wie Sean Spicer, Pressechef des Weißen Hauses versicherte. Die Neuregelung könnte sich bereits auf die Eintrittspreise der Festivals 2017 auswirken.

Hintergrund ist die Tatsache, dass Deutschland seinen NATO- Bündnisverpflichtungen nicht nachkomme und keine zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für die Verteidigung ausgibt. Auch Verteidigungsministerin von der Leyen hätte gern etwas mehr Geld für ihr Kriegsspielzeug zur Verfügung. Wobei die deutsche Regierung auch auf die hohen Ausgaben in der Entwicklungshilfe verweist, die in dieser Berechnung nicht zu vernachlässigen seien.

Beim ersten Aufeinandertreffen von US-Präsident Trump und Bundeskanzlerin Merkel, sei die Variante der kulturellen zwei-Prozent-Besteuerung von US-Kultur im Bündnis-Ausland bereits Thema gewesen, berichten Insider. Trump soll gedroht haben, die amerikanische Kunst und Kultur, die bekanntermaßen nur Gutes in die Welt brächte und die jedes Volk der Erde wie kaum etwas anderes begehre, im Ausland zu besteuern.

Sollte sich kein US-Bundesrichter finden, der diesem Spuck ein Ende macht, müssten sich viele Festivalveranstalter ganz schön umschauen. Heftig diskutiert wird bereits bei den großen deutschen Festivals wie Hurricane und Southside, die mit ihrer Headlinerwahl 2017 diesbezüglich ganz schön ins Klo gegriffen haben. Die Steuer soll nämlich am „Umsatzanteil des amerikanischen Künstlers an der Gesamtveranstaltung“ bemessen werden, so Trump Berater Steve Bannon, der wohl auch in Persona hinter dieser neuen Trump-Posse steckt. Das bedeutet, dass amerikanische Headliner dem Festivalfan teurer zustehen kommen, als die US-Nachwuchsband, die Nachmittags um 14 Uhr auf der Bühne steht. Für alle, die sich dieses Jahr für die Parallelfestivals Hurricane und Southside entschieden haben, bedeutet das wohl nachträglich eine deftige Preiserhöhung – die US-Headliner Linkin Park und Green Day schlagen hier ordentlich zu Buche. Veranstalterseitig erwägt man auch eine Umbesetzung der Spitzenpositionen im LineUp – Linkin Park und Green Day könnten genauso gut bereits Nachmittags um 14 Uhr auftreten. Trotzallem dürfen wir melden: „Hurricane und Southside Tickets werden knapp„.

Rock am Ring / Rock im Park – Chef Marek Lieberberg lacht sichs ins Fäustchen,

denn mit gewohnt großem Weitblick bezüglich des politischen Umschwungs in Übersee, buchte der Programmverantwortliche und Sohn des Chefpromoters, André Lieberberg mit Bands wie Rammstein und Die Toten Hosen, vor allem deutsche Headliner ins 2017er LineUp. „Ob die US-Band System Of A Down, die ja nachweislich in ihrer Musik auf die armenische Kultur zurückgreife, wirklich besteuerungspflichtig sei, wollen wir erst noch vor Gericht klären lassen.“, so der Chef-Booker. In Bezug auf diesen Konflikt am Ring meldete sich sogar der türkische Staatspräsident Erdoğan zu Wort: wenn es sich bei System Of A Down Frontmann Serj Tankian ursprünglich um einen Armenier handele, dann gäbe es ja noch welche, was den angeblichen Völkermord während des ersten Weltkriegs ja sozusagen nachträglich ausschließe.

Thüringens AfD Chef Björn Höcke meldete sich ebenfalls zu Wort. Nachdem er zusammen Arm-in-Arm die vollständige Aussöhnung mit der Bundesvorsitzenden Frauke Petry bekannt gab (die ihn ja aufgrund seiner Außerungen bezüglich des Holocaust Mahnmals in Berlin aus der Partei ausschließen wollte, Anm.d.Red.), äußerten sich beide wie folgt: Sie begrüßen den Vorstoß Trumps zwar einerseits, da sie dies ja mit generell jedem Trump-Vorstoß machen, andererseits zeigen sie den deutschen Festivalveranstaltern und Fans aber auch einen Ausweg auf. Als Gegenvorschlag fordern sie ausschließlich deutsche Bands auf deutschen Festivals spielen zu lassen, dann müsse auch keiner Steuern nach Amerika zahlen.

Als Fazit bleibt für den heutigen Tag stehen: Festivals mit hohem Anteil an US-Musikern erwägen aufgrund der neuen NATO-Steuer bereits einen nachträgliche Eintrittspreiserhöhung – vor allem dann, wenn die US-Musiker unter den Headlinern der jeweiligen Veranstaltung zu finden sind. An der 2-Prozent-Kulturabgaberegelung sei nach Auffassung der US-Regierung nicht zu rütteln, betonte Trumps Pressesprecher Sean Spicer auf Nachfrage gegenüber Festivalhopper.

Um abschließend noch den Bogen auf das Titelbild dieses Beitrags zu spannen: James Hetfield, Frontmann der US-Metaller Metallica, beruhigt seine deutschen Fans (am 14.09.2017 bespielt die Band die Lanxess Arena in Köln, Anm.d.Red.) „Eine nachträgliche Eintrittspreiserhöhung wird es mit uns nicht geben, zur Not werde man alle Bandgeschäfte offiziell an Schlagzeuger Lars Ulrich übertragen und der sei ja bekanntermaßen Staatsbürger Dänemarks. Rock on!“

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