Hop Farm 2010 oder ein kleiner Hauch von Woodstock

News am 5. Juli 2010 von Lukas

Wenn Vince Power ruft, kommt das Who-is-Who der Musikszene Jahr für Jahr in das beschauliche Örtchen Kent im Südosten Englands. Am 3. Juli war es dieses Jahr so weit: Bob Dylan, Mumford & Sons, Ray Davies, Peter Doherty und viele mehr gaben sich die Ehre. 

Ich war im Auftrag von festivalhopper.de vor Ort und berichte euch von dieser einmaligen Erfahrung.

Meine Reise zum Hop Farm Festival begann am Samstag, den 3. Juli 2010 um 13.00 Uhr am hoffnungslos überfüllten Bahnhof von King’s Cross in London. Von dort aus ging es mit einem Busunternehmen, dass sich für die Anreise zu Festivals in Großbritannien spezialisiert hat, in Richtung Südost England. Die Wahl dieser Anreise erwies sich im Verlauf des Tages als goldrichtig und war preislich nicht viel teurer als das Zugticket nach Kent. Als der Doppeldecker erstmal den Weg aus dem hektischen Londoner Verkehr fand, ging es durch typische, englische Landschaften ziemlich schnell zum Festivalort – insgesamt saßen wir 2 Stunden im Bus. Während jene Festivalbesucher, die mit dem Zug oder dem Auto anreisten, in einer langen Warteschlange feststeckten, wurde unser Bus auf einen eigens vorgesehenen Parkplatz gebracht. Von dort waren es nur wenige Meter bis zum Boxoffice, wo die Onlinetickets unter Vorlage eines Lichtbildausweises gegen Hardtickets getauscht wurden. Trotz einer geschätzen Besucherzahl von über 50.000 verlief die anschließende Bändchenausgabe schnell und unkompliziert. Durch diesen Umstand war ich schon sehr positiv überrascht, da ist man von Festivals im deutschsprachigen Raum, mit unter, schon anderes gewohnt.

Nun waren wir also offiziell am Hop Farm Festival angekommen. Ein riesiges Gelände lag vor uns, wir mussten uns erstmal orientieren. Mit der freundlichen Hilfe von ein paar Securities hatten wir uns aber gleich auf den Weg zur Hauptbühne gemacht. Als erster größerer Act betrat Peter Doherty gegen 15.30 Uhr die Bühne. Bei schönstem Wetter mit Sonnenschein und 30° Celsius lieferte Peter Doherty eine tolle Show ab – einer Mischung aus alten Libertines/Babyshambles-Klassikern und neuren Songs von seinem Soloalbum Grace/Wastelands. Nach dem ca. 45 minütigen Auftritt, der mit dem Song Albion und mitsingenden Festivalbesuchern beendet wurde, gab es erstmal eine Pause von 15 Minuten bis zum nächsten Act.

Ein guter Zeitpunkt, um sich etwas zu stärken mit einem kühlen Bier und etwas zu essen. Also machten wir uns auf den Weg zu einer der Ausschankzelte. Der Ansturm war einfach riesig und das Personal hinter der Bar wohl auch etwas überfordert. Nach einer guten halben Stunde, die sich wie eine halbe Ewigkeit anfühlte, hatten wir endlich unser kühles Blondes in Händen. Mittlerweile hatte Seasick Steve die Stage schon betreten und spielte schon fleißig. Da unsere Mägen aber schon wirklich knurrten, mussten wir noch bei einem Essensstand halt machen. Das ganze ging diesmal zügiger als noch beim Bierausschank. Ganz klischeehaft Fish & Chips, was auch sonst auf einem englischen Festival. Preislich war sowohl Essen als auch Trinken in Ordnung, vor allem wenn man bedenkt dass das Festival bewusst, gänzlich auf jegliches Sponsoring verzichtet. Von etwas weiter hinten verfolgten wir noch die letzten Klänge von Seasick Steve, bevor meine persönliche Lieblingsband der letzten Monate am Zug war: Mumford & Sons.

Little Lion Man – Mumford & Sons – Live Hop Farm 2010

Meine Erwartungen waren groß – und sie wurden mehr als erfüllt. Die Jungs spielten eine grandiose Setlist, bindeten die Zuschauer perfekt in ihre Show ein. Man sah und spürte einfach, wie viel Spaß es ihnen und mit Publikum machte.  Neben den bekannten Hits des preisgekrönten Debütalbums „Sigh No More“ präsentierten die Jungs aus London auch einige neue Songs, mit einem neuen Album ist in naher Zukunft also zu rechnen.

Nach neuerlicher kurzer Pause kam Altrocker Ray Davies, ehemaliger Bandleader, Leadsänger  und Gitarrist von The Kinks, auf die Bühne und heizte dem Publikum nochmal so richtig ein. Da durften natürlich Klassiker wie „You Really Got Me“ nicht fehlen, der alte Herr des Rock’n’Roll wusste aber auf mit neueren Solosongs zu überzeugen. Abgerundet wurde sein Auftritt mit dem Song „Lola“ – das Publikum quittierte seinen Gig mit großem Applaus. Für mich persönlich war Ray Davies die größte Überraschung im positiven Sinne. Ich war ohne große Erwartungen in dieses Konzert gegangen und war am Ende, wie ein Großteil des Publikums, ziemlich beeindruckt.

Kurz vor Sonnenuntergang lief dann alles auf das Highlight des Hop Farm Festivals 2010 zu, der Headliner schlechthin: Bob Dylan. Angekündigt mit „the greates rock poet of all time: Mr. Bob Dylan“ betrat er mitsamt Band kurz vor Sonnenuntergang die Bühne. Mit „Just Like a Woman“ begann Bob Dylan seine Show, jeder seiner Songs wurde zelebriert, so wie es einer Legend welche Dylan zweifelsohne ist, gericht wird. In seiner 2 stündigen Show zeigt er seine Genialität, die nicht unter seinem Alter gelitten hat. Mit „Like a Rolling Stone“ endete Bob Dylans Auftritt und somit auch das Hop Farm Festival 2010.

Abschließend kann ich es nur jedem empfehlen, die Erfahrung eines Musikfestivals in England zu machen. So eine Stimmung und Gemeinschaftsgefühl unter dem Publikum habe ich noch nie auf einem Festival erlebt, weder in Deutschland noch in Österreich. Es gab auch so etwas wie einen Wellenbrecher nicht, das war auch gar nicht nötig. Es gab trotz der großen Besucheranzahl keine Pöbelei oder ähnliches. Insgesamt war es ein friedliches, musikalisch grandioses Fest, das ich nie vergessen werde. 

Ein kleiner Hauch von Woodstock …

www.hopfarmfestival.com

2 Kommentare zu “Hop Farm 2010 oder ein kleiner Hauch von Woodstock”

  1. Nummer 1: Was war dein Festival 2010? | Festival News sagt:

    […] nächste Festivaltipp kommt von unserem Reporter Lukas, der 2010 beim Sonnenrot, HopFarm, Frequency und Rock en Seine dabei war: Wer den Festivalsommer richtig schön ausklingen lassen […]

  2. Nummer 2: Hop Farm Festival in England abgesagt sagt:

    […] sehr schöner, ein romantischer Gedanke. Für die letzten fünf Jahre ging dieses Konzept auch auf (hier unser Bericht von 2010). In diesem Jahr hat das Team wieder alles gegeben um das Festival ein sechstes Mal im Juli […]

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