Summer Breeze 2018 – „All for Metal“

News am 31. August 2018 von Florian

Nach einem gelungenen Einstieg am Festival Mittwoch, starteten wir mit „SIRENIA“ in den neuen Summer Breeze Tag. Die Truppe um den norwegischen Bandkopf Morten Veland setzt auf melodischen Frauengesang gemixt mit harten männlichen Growls, was beim Publikum um diese Uhrzeit sehr gut ankam. Doch wie man es von den ersten Bands des Tages kennt, währte die Spielzeit nicht sonderlich lange und so war auch ganz schnell wieder Schluss mit lustig.


Die Umbauphasen auf der Main Stage sind seit Einführung des neuen Bühnenmodells im letzten Jahr wirklich nur noch ganz kurz und deshalb stand „PRO-PAIN“ schon in den Startlöchern, um den Fans die letzte Müdigkeit vom Vorabend quasi auszubrüllen.

Mit einem fetten Sound und noch fetteren Grooves brachten PRO-PAIN das SUMMER BREEZE trotz früher Stunde souverän zum Kochen. Fäuste wurden in die Luft gestreckt und auch die Mosh-Fraktion ließ nicht lange auf sich warten.

Nach diesem amtlichen Hardcore-Abriss enterte die skandinavische Rock’n’Roll-Maschine „BACKYARD BABIES“ die Bühne. Und sie nahmen die Herausforderung an, das Publikum genau auf dem Level zu halten. Mit „Brand New Hate“ präsentierte man schon früh einen Fan-Favoriten, nur um kurz darauf auch neues Material auf Live-Tauglichkeit zu testen.
Leider füllte sich der Platz vor der Bühne trotzdem nur schleppend.

Das lag mit Sicherheit auch an der Sonne, die wieder einmal erbarmungslos brannte. Ein Nachteil am Summer Breeze Gelände ist es leider, dass auf dem Infield vom Vormittag bis spätnachmittags kaum ein Plätzchen Schatten zu finden ist. In den vorigen Jahren gab es immer noch eine kleine überdachte Tribüne, auf der man tagsüber zumindest einmal kurz im Schatten verschnaufen konnte. Diese war in diesem Jahr als VIP-Tribüne deklariert, Zutritt erhielten nur Crew-Mitglieder bzw. Leute mit Access All Area Bändchen. Für uns ein eindeutiger Denkfehler in der Planung, da die Tribüne tagsüber kaum bis gar nicht besetzt war. Daher ein kleiner Appell ans Veranstalterteam: Es wäre sehr wünschenswert, wenn diese wenigen Schattenplätze in den nächsten Jahren zumindest tagsüber auch wieder den „Normalos“ zur Verfügung gestellt werden könnten. Die Sonnenstich-Geplagten würden es euch danken :-)

Als nächstes hatten wir eine Band auf dem Zettel, die wir vor einigen Wochen schon einmal vor der Linse hatten: „ORDEN OGAN“. Allerdings hat sich seitdem einiges getan. Wegen eines gebrochenen Daumens musste Frontman Sebastian „Seeb“ Levermann auf seine E-Klampfe verzichten, was der Show allerdings eine ganz neue Dynamik gab. Die Jungs glänzten mit Hits wie „Orden Ogan“, „To New Shores of Sadness“ oder „Gunman“ und zauberten ihren Fans das eine oder andere fette Grinsen ins Gesicht.

Bei einem Abstecher in die EMP-Area kamen wir in den Genuss eines sehr amüsanten Interviews mit Christopher Bowes (Frontman) und Máté Bodor (Gitarrist) von „ALESTORM“, was sich ja vielleicht bald auf der DVD zum Summer Breeze 2018 wiederfindet. Deshalb wollen wir hier jetzt mal nicht zuviel vorwegnehmen. Nur soviel sei gesagt: Máté hat danach sicher nochmal darüber nachgedacht, ob es so schlau ist, seine Mutti zum Festival bzw. Interview mitzubringen. Was da für Wahrheiten ans Licht kommen… ;-)

Dann ging es für uns aber auch schon wieder zurück aufs Battlefield, denn mit „SCHANDMAUL“ stand eine willkommene Abwechslung zum vorangegangenen Act JASTA (Soloprojekt v. Jamey Jasta, Sänger Hatebreed) auf dem Programm. Nach einer knappen Stunde musikalischem Arsch-Versohlen, war es an der Zeit für etwas Erholung für Kopf und Nacken. Doch die Spielleute ließen die Fans trotzdem nicht durchschnaufen. Bei Songs wie „Der Teufel hat den Schnaps gemacht“, „Kaspar“, „Leuchtfeuer“, „Vogelfrei“ oder „Walpurgisnacht“ konnte und wollte auch keiner die Füße stillhalten und so wurde einfach bei gepflegtem deutschen Folk-Rock weitergefeiert.

Auch der nächste Wechsel im Programm beweist, dass das Summer Breeze Open Air nicht mehr nur als „Brüller-und-Grunzer-Festival“ abgestempelt werden darf. Es hieß Bühne frei für feinsten Piraten-Metal mit „ALESTORM“ und unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die Crowdsurfer-Quote ging wieder steil nach oben und die Stimmung kochte über. Hits wie „Hangover“, „Drink“ und „Captain Morgan’s Revenge“ ließen sämtliche Fanherzen höherschlagen und die Hitze war inzwischen auch scheißegal.

So langsam aber sicher näherte man sich der Headliner-Riege. „EISBRECHER“ gehören fast schon zu den Dauergästen in Dinkelsbühl und so wusste die Band um Frontman Alex Wesselsky auch genau, was das Publikum wollte. Und das bekamen sie dann auch. Mit „Sturmfahrt“ gab „EISBRECHER“ von Anfang an Vollgas und als „der Checker“ dann auch noch einen Ausflug in den Bühnengraben machte, bekam die eine oder andere Dame in der ersten Reihe spontan Schnappatmung. Ein fetter Hingucker in der Show waren außerdem die wechselnden Bühnenbilder und mit einer XXL-Version von „Miststück“ beschloss die Band ihr Set würdig.

Ab da wurde es zunehmend düsterer und wir reden hier nicht nur von der Tageszeit.
„BEHEMOTH“ stehen bei vielen Summer Breeze Fans regelmäßig auf der Wunschliste und in diesem Jahr war es wieder einmal soweit. Mit erhobenen Fackeln betraten die Polen die Bühne und legten direkt mit brachialer Gewalt los. Die Pyro-Abteilung hatte ebenfalls ihre Hausaufgaben gemacht und somit war die Show ein Vergnügen für Augen und Ohren gleichermaßen.

Unser persönliches Betthupferl am Donnerstag war eine Band, die 2017 noch als Überraschungs Act auf der T-Stage stand und die vom Summer Breeze eigentlich gar nicht mehr wegzudenken ist. Die Rede ist von „POWERWOLF“. Mit ihrem neuen Album „The Sacrament of Sin“ im Gepäck, zelebrierten sie mit knapp 40.000 Fans eine Metal-Messe wie sie im Buche steht. Böse Zungen mögen sagen, dass die groß angekündigte „neue Show“ (abgesehen vielleicht vom Bühnenbild) evtl etwas zu dick aufgetragen ist. Aber letztendlich gibt der Erfolg der Band Recht und wenn POWERWOLF auf dem Lineup steht, ist ein volles Infield nach wie vor garantiert.

SUICIDAL TENDENCIES und DIE APOKALYPTISCHEN REITER machten den Sack auf der Main Stage am Donnerstag zu und wie immer blieben nur ein paar Stunden Schlaf, um den Akku für Tag 3 wieder aufzuladen.

 

 

 

Der Einstieg in Tag 3 war für uns der Auftritt von „MEGAHERZ“ auf der Summer Breeze Stage, ganz nach dem Motto: neue deutsche Härte zum Aufwachen. Der Stromausfall wie bei ihrem letzten Besuch am Summer Breeze blieb dieses Jahr zum Glück aus und somit konnten die Männer in schwarz-weiß ihre gesamte Spielzeit nutzen, um dem Publikum die Müdigkeit auszutreiben. Auch zur frühen Stunde wurden Dauerbrenner wie „Jordan“ oder „Miststück“ schon lauthals mitgesungen.

Die Australier von „NORTHLANE“ gaben im Anschluss Vollgas. Zu aggressivem Metalcore entstehen eben immer noch die schönsten Circle-Pits. Nach fast einer kompletten Woche ohne auch nur einen Tropfen Regen, konnte man sich dabei aber vor Staubwolken auf dem Infield kaum noch retten. Sämtliche verfügbaren Tücher wurden spontan zum Mundschutz umfunktioniert und die Blicke gingen immer häufiger gen Himmel, in der Hoffnung auf ein paar Tröpfchen von oben.

Aber ein bisschen Schwund ist ja immer und das Programm am Freitag entschädigte für vieles. „AMARANTHE“ kamen mit ihrem einzigartigen Mix aus Metalcore, Electro, Pop und Power Metal richtig gut an und wurden von einem riesigen Händemeer und Gesangschören durch die Show getragen. Mit ihrer Vielseitigkeit haben sie sich dabei bestimmt noch eine Menge neuer Fans erspielt.

Das haben die Nächsten im Bunde schon lange nicht mehr nötig, denn die Blödelbarden aus Erlangen haben sich über all die Jahre, die sie nun schon auf dem Buckel haben, ihre feste Fangemeinde längstens gesichert. Mit ihrem neuen Album „Deutsche Vita“ im Gepäck gab sich „JBO“ die Ehre in Dinkelsbühl. Daraus wurden auch wenige Songs wie z. B. „Alles nur geklaut“ zum Besten gegeben, allerdings erkannte Hannes wieder einmal treffend: „Ihr wollt doch eh die alte Scheiße hören!“ Und die gab es dann natürlich auch postwendend auf die Ohren und wurde vom Publikum entsprechend abgefeiert.

Unser nächster Zwischenstopp führte uns wieder in die EMP Area, denn die einzig wahre Queen of Metal war zu Gast, um ihr neues Doppel-Album „Forever Warriors, Forever United“ zu promoten und das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. DORO PESCH feiert inzwischen 35 Jahre Musikgeschichte, denkt aber nach eigener Aussage noch lange nicht ans Aufhören, denn gerade in den letzten Jahren hat man oft gemerkt, wie schnell es im Leben vorbei sein kann, also sollte man jeden Tag auskosten. Mit dieser bodenständigen und sympathischen Art kommt DORO nach wie vor super beim Publikum an und wird zurecht wohl für immer die Metal Queen No. 1 bleiben.

Doch schnell war es höchste Zeit, aufs Infield zurückzukehren, denn eines der vielen Tageshighlights des Summer Breeze Freitags stand an. Am Himmel zogen zwar inzwischen viele düstere Wolken zusammen und es wurden auch die ersten Unwetterwarnungen durchgegeben, doch wen interessiert das Wetter, wenn „SALTATIO MORTIS“ die Bühne betritt? Die ersten paar Regentröpfchen verdunsteten schnell, denn die Feuersäulen schossen ab Song 1 fast nonstop durch die Luft. Die Spielleute verwandelten das Infield in eine einzige riesige Party. Das Programm war eine gute Mischung aus Klassikern wie „Früher war alles besser“ oder „Spielmannsschwur“ und Werken des neuen Albums „Brot und Spiele“, die bei den Fans ebenfalls einschlugen wie eine Bombe. Nach diesem Auftritt verließ jedenfalls keiner den Platz mit schlechter Laune.

Im Publikum wuchs nun die Vorfreude auf den Auftritt von DORO, die direkt im Anschluss die Bühne betreten sollte. Doch auf einmal öffnete der Himmel seine Schleusen und es begann in Strömen zu regnen. So schnell war das Infield schon lange nicht mehr leer gefegt. Aber ganz der Profi, zog Doro trotz nur sehr spärlich besetzten ersten Reihen ihren Auftritt ohne Verzögerung durch und nach einer Weile hatte sich die Wetterlage auch soweit beruhigt, dass es vor der Bühne doch nochmal ordentlich voll wurde. Mit einem Set aus alten Warlock Klassikern wie „I Rule The Ruins“, „Burning The Witches“, „All We Are“ und auch neueren bzw. brandneuen Songs gab Doro alles und bedankte sich damit für 35 Jahre Fantreue.

Danach war von Regenwolken weit und breit nichts mehr zu sehen und somit spielten die Headliner wieder vor vollem Haus. „TRIVIUM“ war ebenfalls mit neuem Album am Start. „The Sin And The Sentence“ erwies sich als gelungener Opener, bei dem Schlagzeuger Bent gleich einmal sein ganzes Können unter Beweis stellte. Auch das Publikum beeindruckte durch Stimmgewalt, Textsicherheit und Bewegungsfreude. Bei „Throes Of Perdition“ ließ die Wall of Death auch nicht mehr lange auf sich warten und eins war offensichtlich: TRIVIUM wird auch die nächsten Jahre von den Fan-Wunschlisten fürs Breeze nicht wegzudenken sein.

Pünktlich um 22:00 Uhr erschien dann „ARCH ENEMY“ zum endgültigen Bühnenabriss mit mega Pyro-Feuerwerk. Ab dem ersten Ton der Band kam keine Grabenschlampe mehr zum Verschnaufen, denn es wurde nochmal gesurft was das Zeug hält.
Und nach SATYRICON und TURISAS krochen auch die letzten Nachtschwärmer in ihre Zelte, um für den letzten Tag nochmal Kraft zu tanken.

Schaut Euch auch unseren WarmUp-Bericht an: Summer Breeze 2018 – „Nuclear Blast Label Night“, sowie Finaltag am Summer Breeze Open Air.

Bilder : Florian Kolb / Text : Florian Kolb & Sabine Dreher

 

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