Wenn sich die Familie unter der Apfeldiscokugel trifft – Appletree Garden 2016

News am 5. August 2016 von Sina

Gelaende_Nacht_2_AppletreeGarden2016Die Appletree-Garden-Family trifft sich einmal im Jahr, meistens am letzten Wochenende im Juli – traditionell im Wald irgendwo zwischen Bremen und Osnabrück.

Ob seit 2001 jährlich dabei und inzwischen mitsamt des Nachwuchses vor Ort oder das erste Mal allein aus weiter Ferne für die Lieblingsband angereist, spielt dabei keine Rolle. Die Festivalhopperinnen Lara und Theres berichten aus dem Apfelgarten.

Gelaende_Tag_AppletreeGarden2016Sobald man das mit viel Liebe zum Detail aufgebaute Festivalgelände betritt, wird man umhüllt von einer familiär-harmonischen Stimmung, die in der Festivallandschaft ihresgleichen sucht. Gesichter, die mit einer Apfeldiscokugel um die Wette glitzern; von Gartenzäunen gesäumte Blumenbeete vorm Zelteingang; Klatschmohn in Bierflaschenvasen auf dem Campingtisch und Wodka mit Waffeln zum Abendessen
es sind die kleinen Dinge, die das Appletree Garden Festival so liebenswert machen und ihm über die Jahre zu seiner Beliebtheit verhalfen.

Die rund 5.000 Tickets waren bereits im kalten Februar, noch lange vor der Festivalsaison, restlos ausverkauft. Würde es das Gelände ermöglichen, hätten bis Beginn vermutlich noch zahlreiche weitere Tickets ihren Abnehmer gefunden. Doch der Acker von Bauer Landgraf aus Diepholz, der traditionell die Campingfläche zur Verfügung stellt, ist mehr als ausgelastet. Das Konzertgelände könnte zwar noch in den Wald hinein vergrößert werden, der Platz für Zelte und Caravane ist jedoch begrenzt. Und so bleibt das Appletree Garden nun schon seit ein paar Jahren konstant bei seiner Größe, was zwar den ein oder anderen um ein tolles Festivalerlebnis bringt aber eben auch für das Beibehalten dieser einmaligen, familiären Stimmung sorgt.

Gelände_Nacht_AppletreeGarden2016

 

Von Wiederkehrern und Überraschungsgästen – Das Lineup

Oddisse_AppletreeGarden2016Zur Freude aller Zauberer und Artisten gesellte sich in diesem Jahr zur Haupt- und Waldbühne erstmalig eine dritte kleine Bühne, die mit glitzernden Holzbuchstaben auf den Namen „Zirkus“ getauft wurde. Hier war der Name Programm; an allen drei Tagen wurden hauptsächlich Lesungen und Zaubershows aufgeführt. Der Ur-Diepholzer Dirk Gieselmann weihte den Zirkus am Donnerstag ein und eröffnete gleichzeitig das 3-tägige Festivalprogramm mit seiner wundervollen Lesung.

Mit Potenzial zum heimlichen Favoriten wurde die Main Stage am Donnerstag erstmalig von Parcels bespielt. Der lässig-funkige Sound der fünf Australier verbreitete eine entspannt-tanzbare Stimmung und verwandelte die Diepholzer Waldlichtung für kurze Zeit in eine Küstenbucht Byron Bays. Ein rundum gelungener Auftakt, der mit dem anschließenden ersten Überraschungsact direkt in die nächste Runde ging. Von wegen Lisbeth, eine Bande Berliner Jungs, die in der Hauptstadt bereits für ausverkaufte Konzerte sorgen, präsentierten ihr erstes Album und sorgten mit ihren ironisch-witzigen Texten für gute Stimmung. Die gelungene Mischung aus internationalen Klängen und Musikrichtungen zog sich durch den restlichen Abend: Ausgelassenes Tanzen bei der belgischen Dance-Punk-Band Goose, melancholisches Träumen zu den harmonischen Klängen von The Slow Show aus Großbritannien und elektronisch-rhythmische Bewegungen bei DJ Monolink. So darf gern jedes Festival starten.

AnnenmaykantereitAppletreeGarden2016Das Lineup am Freitag bestätigte dann, wofür das Appletree Garden geschätzt wird: Freunde und Bekannte treffen sich nicht nur unter der Apfeldiscokugel wieder, auch auf der Bühne sorgen vertraute Gesichter alljährlich für viel Wiedersehensfreude. Allen voran muss an dieser Stelle AnnenMayKantereit genannt werden, die in diesem Jahr mit ihrem dritten Appletree-Auftritt schon ein kleines Jubiläum feiern durften. Wie bereits einige andere Bands zuvor, haben die Kölner Jungs seit ihrem ersten Konzert in Diepholz eine beachtliche Entwicklung
genommen. Eine nahezu komplett ausverkaufte Deutschland-Tour spricht für sich und auch an jenem Freitagabend sorgt die einmalige Stimme von Frontmann Henning für perfekte Gänsehautmomente.

KaeptnPeng2AppletreeGarden2016Nach 2012 zum zweiten Mal dabei waren Me and my Drummer, die mit ihrem minimalistischen Sound viele Songs ihres kürzlich erschienenen zweiten Albums zum Besten gaben. Als besondere Freitag-Highlights stellten sich erwartungsgemäß auch Oddisee und Django Django heraus. Amir Mohamed el Khalifa aka Oddisee ließ mit seinen Rapsongs Hip-Hop-Herzen höher schlagen und Django Django läutete mit psychedelischen Popklängen die Nacht ein, die schließlich mit DJ Tobias Thomas auf der Zirkus-Bühne endete. Für einen Überraschungsauftritt sorgte die von Samstag vorgezogene Georgia aus London, die es verstand ihr Schlagzeug richtig zu bedienen und dadurch kein Bein stillstehen ließ. Zusammen mit ihrer stilsicheren Begleitung am Keyboard überzeugte Georgia mit ihrer Bühnenpräsenz und hinterließ als einer der Newcomer auf dem Festival einen ganz besonderen Eindruck.

Faber_AppletreeGarden2016Am Samstag startete das Programm mit dem Singer-Songwriter Faber aus der Schweiz, der sich besonders durch seine ausgefeilten Liedtexte ins Gehör spielte – mal skurril-witzig, mal nachdenklich-anregend aber immer ziemlich intelligent. Zum wiederholten Mal auf dem Appletree Garden Festival anzutreffen waren Blaue Blume (hochgearbeitet auf die Main Stage), Roosevelt (der vor wenigen Wochen noch das Melt! eröffnete) und Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi (mit jeder Menge neuer Songs im Gepäck, die ein grandioses drittes Album versprechen lassen).

Um Mitternacht wurde dann bestätigt, was der Buschfunk schon eine Weile durch den Wald wabern ließ: Der Secret Act ist in diesem Jahr Bilderbuch. Wer hätte gedacht, dass die Österreicher Buben nur zwei Jahre später zur besten Zeit auf der Bühne performen werden, als sie noch 2014 das Appletree eröffneten? Den Abschluss bildete schließlich RSS Disco, bevor es auf dem Campingplatz mit Hits aus den 80ern und 90ern musikalisch noch einmal für alle interessant wurde, die einfach noch nicht akzeptieren konnten, dass auch das schönste Festival einmal zu Ende geht.

Regen, Sonne, Wolken, Regen – Die Wetterlage

MeAndMyDrummer2_AppletreeGarden2016In den vergangenen Jahren zeigte sich das Wetter beim Appletree Garden nicht immer von seiner besten Seite. Auch in diesem Jahr stand laut Wettervorhersage zunächst wieder ein feucht-schlammiges Wochenende bevor; mit Temperaturen um die 20 Grad zudem noch ein für diese Jahreszeit recht kühles. Besonders besorgniserregte Besucher spekulierten wenige Tage vor Beginn gar über eine Sturmwarnung und erkundigten sich über den Fall einer möglichen Festivalabsage. Die Bilder von Southside und Hurricane saßen scheinbar tief.

Pünktlich zum Anreiseverkehr entleerten sich dann auch die dunklen Wolken über Diepholz und erschwerten den ersten Gästen den Zeltaufbau. Am Donnerstagabend war der Campingplatz ohne Gummistiefel nur noch schwerlich begehbar. Doch es sollte glücklicherweise für den Rest des Wochenendes der heftigste Regenguss gewesen sein; der Freitag blieb sogar gänzlich trocken und überraschte mit reichlich Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Wenn es mit der Sonne auch nur ein kurzes Vergnügen war, so behielten die Wolken am Samstag ihre Tropfen die meiste Zeit für sich und ließen nur ab und an ein wenig Nieselregen auf die Tanzgemeinschaft herab. Insgesamt betrachtet freute sich die Appletree-Family also über eine durchaus stabile Wetterlage, die mit strahlendem Sonnenschein zur Abreise am Sonntag noch einmal Nachdruck bekam und die eiskalten Duschen der letzten Tage gleich vergessen machte.

Bilderbuch_AppletreeGarden2016

Im nächsten Jahr wieder – Das Fazit

Und so freuen sich schon am Abreisetag alle wieder auf das Appletree im kommenden Jahr – mit vielen Newcomer-Bands, neuen Superstars, besonderen Überraschungsacts, bekannten Gesichtern, bunten Blumenkränzen und nicht zuletzt der Apfeldiscokugel, glitzernd in der Sonne versteht sich.

Text Theres Büttner
Fotos Lara Gehlhaar

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