Rudolstadt Festival: Heißer, feuriger, tanzbarerer als die brennende Sonne!

News am 8. Juli 2023 von Yoda

Der Rudolstadt Festival Freitag begann heiß und sollte noch heißer werden. Die pralle Sonne kündigte das an, was auch heute auf den vielen Bühnen des Festivals abgehen sollte: Musik voller feuriger Energie mit tanzenden, schwitzenden Gästen, die ihre Füße zum Glühen brachten.

Ganz in dieser Manier trat auch Betocaduo am Güntherbrunnen auf, die ursprünglich als Duo aus Schlagzeugerin und Gitarrist / Sänger bestanden.

Die Festivalhopper Uli und Yoda berichten von Tag zwei des Rudolstadt Festivals, Fotos: Frank Diehn und Martin Hagenberg.

Seit diesem Jahr sind sie zu dritt und komplettieren ihrer Mischung aus Samba, Reggae und Pop mit dem neu gewonnenen Bassisten. Das aus Brasilien stammende Trio brachte durch seine tanzbare Musik, die nicht nur gesellschaftspolitische Themen transportiert, sondern vor allem Lebensfreude und Leichtigkeit vermitteln will, genau diese Botschaften dem Publikum nahe. Die Zuhörer*innen wurden mit den schnellen, eingängigen Beats eins und bewegten sich rhythmisch im Takt zu den einladenden Klängen des brasilianischen Musikfeuers. Wer mehr zu erfahren möchte, kann sich das Interview durchlesen, welches wir mit ihnen im Anschluss geführt haben. (Interview folgt, Anm.d.Red.)

Nach einer kurzen Verschnaufpause gings dann ganz groß weiter auf der kleinen Bühne am Güntherbrunnen. Übrigens ist diese frei zugänglich für jedes Publikum und bedarf keiner Eintrittskarte, da sie kurz vor dem Stadtfestivalgelände steht. Das Rudolstadt-Festival hält, was es verspricht: Nicht nur innerhalb des Festivals sind alle Menschen willkommen, sondern auch allerlei Angebote außerhalb zeigen, dass Musik für jeden da ist, unabhängig von seinen Umständen.

TubaLibre, eine 20köpfige Band, die längst nicht auf die kleine Bühne passte, ließ den Tanzsturm nicht abbrechen. Die knallige Farbauswahl und wilden Zusammenstellungen der Outfits vieler Bandmitglieder ließen in Kombination mit der Musik vermuten, dass der Anspruch der Band ist, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, sondern einfach Spaß beim Blasen und Trommeln zu haben. So waren die Blasklänge keinesfalls einwandfrei und perfekt geschliffen, was die Band umso sympathischer machte und den bunten, wilden und spaßigen Haufen vollkommen authentisch erscheinen ließ. Ganz zur Lässigkeit passend, meinte der Trommler vor Beginn des Konzerts auf unsere Nachfrage, wie viele sie seien, er glaube 20, wisse es aber nicht so genau. Seine Kollegin warf daraufhin ein, heute seien sie 18, und korrigierte sich dann nochmal mit einem sympathischen „äähm“ auf 17. Ab zwölf seien sie spielfähig. Die vier Tuben werden dem Namen auch immer noch gerecht, wenn sie nicht vollzählig sind. Mit eingeworfenen Soli, einstudierten synchronen Bewegungen, bei denen die Bläser ihre Musikinstrumente umherwuchteten und allerlei spaßigen Ansagen, konnte hier von jung bis alt jeder mitfeiern. Achja: alle 17 Musiker passten gar nicht auf die Bühne, was einige von ihnen in den vorderen Publikums- und Tanzbereich verschob – herrlich!

Auch wenn es in Rudolstadt die ein oder andere Bandempfehlung gibt, ist hier der wirkliche Geheimtipp: Lass Dich treiben und genieße. Bevor es also zum großen Abendprogramm in den Heinepark ging, machten wir genau dies und ließen uns von den Eindrücken des Festes leiten. Die vielen kleinen Bühnen luden zu den kulturell unterschiedlichsten Musikerlebnissen ein und auch das Auge kam nicht zu kurz: Allerlei kleine Handwerkerstände luden dazu ein, Dinge neu zu entdecken, zu spielen, zu experimentieren und zu bestaunen. Die Vielfalt zeigte sich wie jedes Jahr auch in den unterschiedlichsten kulinarischen Angeboten: Von der klassischen Thüringer Bratwurst ging es bis zu bunten Tellern voller neuer Geschmäcker.

Ganz experimentell wurde es zum späteren Abend im Heinepark mit , der französischen Rockband und ihrer japanischen Sängerin Junko Ueda mit birnenförmiger Laute, positioniert im Sitzen im traditionellen japanischen Gewand. Das, was hier auf der Bühne geschah, fand zwischen fast beängstigenden ritusartigen Gesangseinlagen, energiegeladenen, schräg klingenden Rockeinlagen und mittelalterlichem Sounddesign statt. Ohren, die melodisch an die deutschen Tonleitern gewöhnt sind, konnten sich hieran wahrscheinlich nur schwer gewöhnen und nahmen die teilweise unglaublich wild gemischten Klänge als disharmonisch wahr. Ob diese schwer einzuordnenden (Dis-)harmonien nun kulturell bedingt oder gewollt unharmonisch klingen sollten, war schwer zu beurteilen und würde wohl mehr Musikexpertise als die unsrige erfordern. Auf jeden Fall kam hier rüber: Die Musik will etwas erzählen! So wird hier das Epos Ende des 12. Jahrhunderts der Vorherrschaft in Japan thematisiert und die damit verbundenen politischen Umbrüche. Man merkte, wie manche die zeremonielle Musik mit wild nickenden Köpfen mitfühlten, während andere wie versteinert versuchten, dem wilden Geschehen irgendwie zu folgen. Auf jeden Fall war dieser Auftritt einer der ganz besonderen Art.

Foto: matthias.k Photography // www.matthiask.netUm Mitternacht ging es dann experimentell weiter, allerdings mit tanzbareren Rhythmen und allerlei Mitmachanimation: die norwegische Band Ganger wusste, wie sie die Folkparty nochmal so richtig in Gang setzen konnte. „Zucker ist gut, Schnaps ist gut und die Norwegischen Mädchen tanzen genau so gut wie ihr.“, war eine Foto: matthias.k Photography // www.matthiask.netder Ansagen vom deutsch-norwegischen Frontmann Mattias Thedens an der Geige (bzw. an einer von mindestens drei Geigen Anm.d.Red.), der wusste, wie er die Menschenmenge nicht nur musikalisch, sondern auch durch seine Zwischenreden mitreißen konnte. Der Mix aus norwegischer Volksmusik und Heavy Metal, gepaart mit jazzigen, funkigen und poppigen Sounds hat wohl so noch niemand gehört und machte die Nacht zu einer ganz besonderen. Wem nach diesem krönenden Abschluss nicht die Füße brannten, der war wohl nicht dabei.

Hier gehts zu unserem Rudolstadt 2023 Eingangsartikel für den Donnerstag: Compañeros, Rudolstadt Festival furios eröffnet!. Am Freitagnachmittag wurde das Rudolstadt Festival übrigens offiziell eröffnet. Mit Grußworten dabei war auch Politprominenzt – nicht nur Rudolstadts Bürgermeister Jörg Reichl, auch Ministerpräsident Bodo Ramelow reiste nach Rudolstadt.

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