Was es bei der Rock im Sektor Premiere so zu sehen gab

News am 9. September 2015 von General Dogsbody

Rock im Sektort, Düsseldorf, hier Turbostaat. Fotograf André Havergo www.festival-fotograf.deWer am 5. September 2015 mit dem Zug Richtung Düsseldorf reiste, dürfte Schwierigkeiten gehabt haben, einen Sitzplatz zu finden. Schon am Nachmittag waren etliche Menschen unterwegs zur Esprit-Arena, denn dort sollte um 13 Uhr der Einlass zum eintägigen Festival-Premiere von Rock im Sektor starten.

Alle Fotos vom Festivaltag sind in unserer Galerie zu finden.

Auch die Parkplätze in der Umgebung füllten sich schnell, wer da keinen Platz mehr bekam, hatte die Möglichkeit mit dem Shuttlebus vom Parkplatz zur Arena zu fahren. Dieser brauchte dann allerdings doch noch eine ganze Weile bis zum Austragungsort, zumal die Busfahrer (zumindest unserer) gar nicht so genau zu wissen schienen, wo er langfahren musste. Dort angekommen ging dafür der Einlass erfreulich schnell. Die Kontrollen am Eingang waren eher provisorisch, so dass dem einem Deo und Regenschirm abgenommen wurden, während andere diese mitreinnehmen durften.

In der großen Arena dann erst einmal orientieren. Da es sowohl Steh- als auch Sitzplätze gab und auch diese noch einmal in unterschiedliche Preiskategorien eingeteilt waren (zB Front of Stage 1/2, Innenraum) dauerte es einen Moment, bis man wusste, wo man hin musste. An den einzelnen Bereichen erhielt man dann ein eher mittelmäßig schönes Synthetikbändchen in der für den jeweiligen Bereich vorgesehenen Farbe.

Rock im Sektor, Düsseldorf, hier Linkin Park.Leider waren die Ordner nur bedingt informiert, so konnten sie einem zwar grob sagen, in welche Richtung man mit seiner jeweiligen Karte musste, doch zumindest bezüglich meiner Pressekarte konnte mir niemand sagen, wo ich hin soll/darf. Dadurch wurde ich von einem Ordner zum nächsten und von diesem dann zum Supervisor geschickt. Doch auch der musste ersteinmal jemand anderen anfunken, woraufhin ich nur ein verlegenes Lächeln mit dem Kommentar „Keine Antwort ist auch ´ne Antwort“ zurückbekam. Durch dieses ewige Hin und Her habe ich leider den Anfang verpasst. Eröffnet wurde das Festival durch Turbostaat, bei denen, wie ich mir habe sagen lassen, die Stimmung jedoch noch zurückhaltend war, zum Teil wohl auch dem geschuldet, dass der Tag gerade erst begann.

Rock im Sektort, Düsseldorf, hier Irie Révoltés. Fotograf André Havergo www.festival-fotograf.deAls nächstes trat die neunköpfige Band Irie Révoltés auf, die für die politischen Inhalte ihrer Lieder bekannt sind. Auch dieses Mal hielten sie schon zu Beginn ihres Auftritts eine Art Ansprache über die Flüchtlingspolitik. Mittlerweile war die Arena auch schon gut befüllt und entgegnete der Band mit Zustimmung und guter Laune.

Wie gewohnt tanzte die Band völlig aufgedreht auf der Bühne herum und dachten gar nicht daran, mal einen Moment still zu stehen. Das übertrug sich auf das Publikum, das begeistert mitklatschte und sich im Vergleich zur vorherigen Band wohl wesentlich mehr bewegte. Außerdem wurden von zahlreichen Besuchern Schilder mit der Aufschrift „Welcome Refugees“ hochgehalten, welche auch im Laufe des Abends immer wieder auftauchten.

Rock im Sektor, Düsseldorf, hier Linkin ParkNach kurzer Umbaupause betrat Mike Shinoda die Bühne, der Rapper, Keyboarder und Gitarrist der Band Linkin Park, welche der Mainact am Abend sein sollten. Dieser unterhielt zu diesem Zeitpunkt das Publikum mit seinem Alternative-Hip-Hop Projekt Fort Minor. Während die ersten bereits eine Pause einlegten und die Halle verließen, um sich zu stärken, blieb ein Teil vor der Bühne und freute sich über den Auftritt.

Wer hier keine Sitzplatzkarte hatte, konnte sich höchstens auf dem nach den ersten Bands bereits ziemlich klebrigen Boden ausruhen, schließlich gab es keinen Zeltplatz, auf dem man zwischenzeitlich Kraft tanken und ´ne Runde grillen konnte. Dafür konnte man sich mit allem versorgen, was es eben in einer typischen Arena so gibt: Brezel, Bratwurst, Pommes und Frikadellen. Einen halben Liter Cola, Bier oder ähnliches gab es für 5€, Wasser für 50ct weniger. Diese wurden allerdings in der Hektik öfter einbehalten. Positiv sei hier jedoch angemerkt, dass es auch im Innenbereich Getränkestände gab, welche auch relativ schnell bedient wurden.

Spätestens als Kraftklub spielen sollten, waren auch die meisten Sitzplätze belegt. Apropo Sitzplatz – Mir persönlich wurde zunächst ein solcher zugeteilt. Dieser befand sich zwar relativ nah an der Bühne, dafür allerdings sehr seitlich, so dass ich von der Bühnenbeleuchtung komplett geblendet wurde. Das hatte zur Folge, dass ich weder auf der Bühne noch im Innenraum groß was erkennen konnte. Zwar waren links und rechts von der Bühne große Monitore aufgebaut, doch diese wurden bis Kraftklub spielten lediglich für Werbung genutzt, man konnte also auch dort das Geschehen nicht verfolgen. Mal ganz davon abgesehen, dass die Stimmung dort zumindest am Nachmittag noch absolut schläfrig war und an Aufstehen oder Tanzen noch gar nicht zu denken war, wäre das einzige von dort zu sagen, dass die Akustik gut war. Dem ein oder anderen, der körperlich nicht mehr ganz fit ist oder sonst generell lieber Menschenmengen meidet, mag das vielleicht reichen – mir jedoch nicht.

Im Innenraum sah das Ganze dann schon wieder ganz anders aus: Es wurde getanzt, gelacht, es wurden Circle- und Moshpits gebildet, es wurde gejubelt und geschrien.

Rock im Sektor, Düsseldorf, hier KrafklubWährend „Randale“ gespielt wurde, befanden sich Maskierte auf der Bühne, welche Fahnen hochhielten und Bengalos zündeten. Außerdem gab es im Verlauf des Konzerts einen Glitterregen, der sich durch die gesamte Arena zog. Kurze Enttäuschung als die Gruppe aus Karl Marx Stadt frühzeitig die Bühne verließ – doch um so größere Begeisterung als sie wieder erschienen; diesmal nicht auf der Bühne, sondern auf einer Art Plattform, die durch den vordersten Bereich des Innenraums geschoben wurde. Von dort spielte die Band dann, mit Ausnahme des Schlagzeugers, weiter. Nach dem Song kündigte die Band einen Crowed-Surf-Wettbewerb an – und zwar von sich selbst. Daraufhin verdichtete sich die Menge vor der Plattform und machte sich bereit, die Bandmitglieder zu „transportieren“. Ganz ehrlich, ich habe noch nie jemanden so schnell crowed-surfen gesehen, das restliche Publikum fand das offensichtlich auch sehr unterhaltsam.

Rock im SektorDer Aufforderung, auf Kommando mit etwas rumzuwedeln, kamen die Zuschauer ohne zu Zögern nach. Ganz ohne Aufforderung klappte es sogar, dass sich zumindest im vorderen Bereich vor der Bühne, ein Großteil hinsetze und zu Beginn des Refrains gleichzeitig wieder aufsprang und fröhlich herumsprang.

Kurz den Flüssigkeitshaushalt aufgefüllt und schon ging es mit den Broilers weiter, die in Düsseldorf zuhause sind. Wie jedes Konzert begann dieses mit „Zurück zum Beton“. An dieser Stelle sei auch angemerkt, dass, zumindest gefühlt, 3/4 der Menschen im Innenbereich ein Fanshirt der Band an hatten.

Rock im Sektor, Düsseldorf, hier Broilers.Das riesige Banner im Hintergrund, noch hinter der Leuchtschrift „Broilers Noir Beach Club“, wechselte im Verlauf des Konzerts mehrfach. Während „Ich Brenn“ gespielt wurde, zündete im vorderen Teil der Bühne Pyrotechnik im Form von Sprühfackeln oder als was auch immer man das auch bezeichnen möchte – sah jedenfalls cool aus.

Natürlich ließen es sich auch die Broilers nicht nehmen ein paar Takte zur aktuellen Flüchtlingssituation zu sagen und leiteten somit ihren Song „Ich will hier nicht sein“ ein, indem es genau um diese geht. Die Stimmung war super, mittlerweile stand kaum mehr einer still, kaum jemand blieb auf seinem Sitz sitzen. Aus einem kleinem Circlepit wurde ein großer, dann kam ein weiterer hinzu und noch einer… und noch einer, so dass der gesamte Innenbereich davon regelrecht übersät war. Als Sammy, der Sänger, dazu aufforderte sich seinen Lieblingsmenschen zu schnappen und sich diesen auf die Schultern zu setzen, ließen sich das viele nicht zweimal sagen. Wer im Getummel seine Freunde verloren hatte, schnappte sich eben den Nebenmann, ganz egal, ob man sich kannte oder nicht. Zum Abschluss gab es noch einmal einen der ganz alten Songs: Schenk mir eine Blume. Diese Gelegenheit nutzen viele, um noch einmal völlig durchzudrehen, als dann auch noch links und rechts neben der Bühne ein kleines Feuerwerk startete.

Rock im Sektort, Düsseldorf, hier Linkin Park. Fotograf André Havergo www.festival-fotograf.deDann endlich der heiß erwartete Auftritt von Linkin Park. Mike hatte sich ja bereits einen Eindruck vom Publikum machen können, doch nun stand auch der Rest der Gruppe auf der Bühne. Zu Beginn verhielt sich ein Teil des Publikums eher verhalten, während der andere Teil sich in ausgiebigen und doch mittlerweile zunehmend aggressiven Moshpits aufhielt. Doch von Song zu Song wurde die Stimmung besser.

Der aus dem Radio bekannte, sonst eher weniger tanzbare Song „Castle of glass“ wurde nun zum Remix, im Hintergrund wurden Kurzfilme eingeblendet. Außerdem trug eine ausgiebige Lichtshow zur guten Stimmung bei. Dann folgte ein absoluter Gänsehaut Moment: Ein Medley aus Leave out all the rest, Shadow of the day und Iridescent. Hier kramte sogar der ein oder andere das altbewährte Feuerzeug raus. Blickte man so durch die gut gefühlte Arena gab das schon ein echt schönes Bild ab.

Rock im Sektort, Düsseldorf, hier Linkin Park. Fotograf André Havergo www.festival-fotograf.deAuch die schon etwas älteren folgenden Lieder wie „Breaking the Habit“, „What I´ve done“ oder „New Divide“ kamen bei den Zuschauern gut an. Allerdings zeigte sich die Band relativ wortkarg und spielte mehr oder weniger einen nach dem anderen Song runter. Zwischendurch ergriff Mike nochmal die Führung und performte eins seiner eigenen Lieder. Gegen Ende animierte Chester Bennington das Publikum dann doch nochmal und das erfolgreich.

Im Großen und Ganzen lässt sich also sagen: Ein gelungener Abend! Zwar waren die Karten nicht unbedingt günstig, angesichts dessen, dass das ganze Spektakel nach weniger als zehn Stunden bereits vorüber war, doch gelohnt hat es sich dennoch.

Alle Fotos im Artikel von Fotograf André Havergo www.festival-fotograf.de – diverse weitere Bilder von Rock im Sektor 2015 sind hier in unserer Galerie zu finden.

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