Kein Bock auf Nazis – Open Air mit Feine Sahne Fischfilet & Donots

News am 8. September 2015 von Gabriel Flöter

Kein Bock auf Nazis - Open Air - KBAN-2Am Samstag, dem 5. September 2015, feierten rund 1200 Menschen gemeinsam gegen Nazis und für Flüchtlinge, beim „Kein Bock auf Nazis – Refugees Welcome“ Open Air in der Grünen Lunge in Bitterfeld.

Nachdem es seit März diesen Jahres immer wieder zu rechten Angriffen auf Menschen und Objekte politischer Strukturen gekommen war, verzeichnete die Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt allein für die ersten sechs Monate 2015 bereits 17 Delikte! Dabei drangen die Täter auch in Privatwohnungen ein, um die Wohnungsinhaber gezielt anzugreifen und teils erheblich zu verletzen. Es wurden alternative Jugendliche auf offener Straße auch mit Baseballschlägern attackiert, geflüchtete Menschen mit Flaschen beworfen oder wiederholt die Scheiben von Parteibüros der Grünen und Linken mit Gullideckeln und Reizgas angegriffen.

Den bisherigen Höhepunkt der rechten Gewalt bildeten die Brandanschläge auf das Alternative Kulturwerk – AKW, bei denen ein Wohnwagen in Brand geriet und nur durch Zufall niemand verletzt wurde.

Kein Bock auf Nazis - Open Air - KBAN Kein Bock auf Nazis - Open Air - Kuhle Wampe Kein Bock auf Nazis - Open Air - Kinder

Dass es aber auch in Bitterfeld und Umgebung genug Menschen gibt, die sich gegen diesen alltäglichen Rassismus stellen und geflüchteten Menschen eine neue, gewaltfreie Heimat bieten wollen, zeigte der Samstag deutlich. Es war eine multikulturelle Veranstaltung, bei der sich Menschen jeden Alters, Ethnizität und auch der verschiedensten musikalischen Szenen zusammenfanden und gemeinsam ein lautstarkes Zeichen gegen Gewalt und Rassismus und für eine weltoffene Gesellschaft ohne Vorurteile setzten.

Ein besonderer Respekt geht jedoch an die Veranstalter und alle sich beteiligten Vereine, Gewerkschaften und Clubs, denn nur durch den Einsatz dieser Menschen, welche regelmäßig selbst Opfer von Neonazis und rassistischen „besorgten Bürgern“ werden, konnte dieses Open Air so ein voller Erfolg werden.

Kein Bock auf Nazis - Open Air - Plattensprung-4Gegen 12 Uhr war offizieller Beginn des KBAN-Open Airs, der Eintritt war für alle frei, wer wollte konnte jedoch eine gern gesehene Spende an einem der vielen Stände lassen. Die Veranstalter verzichteten auf festgelegte Eintrittspreise, um jedem die Möglichkeit zu geben an dieser Veranstaltung teilzunehmen, so verlangten auch die angereisten Bands an diesem Tag keine Gage und auch die eingesetzten Securitys und alle Helfer arbeiteten ehrenamtlich.

Für das leibliche Wohl eines jeden einzelnen wurde gut gesorgt, so gab es für die Kleinsten Zuckerwatte und die Möglichkeit zum Spielen und Kinderschminken. Es gab Infostände unter anderem von „Kein Bock auf Nazis„, leckeres Essen aus der Gulaschkanone oder vom veganen Grill, Getränke vom Bierwagen und sogar gratis Getränke von „Rockstar Energy„. Für die Sicherheit an diesem Tag sorgte die Leipziger Sicherheitsfirma „Kontraproduktiv“ und der Motorradclub „MC Kuhle Wampe Pleissenburg„, auch Polizei und Ordnungsamt waren um das Gelände stark vertreten, um für die Sicherheit aller Angereisten zu sorgen. Sanitäter vom DRK standen für den Notfall bereit und „Veranstaltungs Service Ulf Kühnemund VSUK“ sorgte für die Technik und einen tollen Sound für Bands und Besucher.

Kein Bock auf Nazis - Open Air - The LamplightersGegen 13.30 Uhr spielten The Lamplighters als erste Band mit etwas Verspätung, da einer der Gitarristen den Aufenthalt im Krankenhaus bevorzugte. Völlig legitim, wenn man bedenkt, dass seine Frau das gemeinsame Baby zur Welt brachte – Kinder kriegen gegen Nazis – also. Mit Punkrock aus Köthen startete dieser Tag im Grünen und die ersten pogenden und tanzenden Leute versammelten sich vor der Bühne. Der Stadionsprecher vom „Roten Stern Leipzig“ moderierte zwischen den einzelnen Bands durch den Tag, gab Informationen und untermalte alles mit ein paar klasse Sprüchen.

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Kein Bock auf Nazis - Open Air - RudernNach den Lamplighters folgten die Local Heroes von Plattensprung, einer Hartpop Band aus dem Umfeld des Alternativen Kulturwerk AKW. Und auch hier wurde wieder viel getanzt und vor allem gepogt, vereinzelt bahnten sich ein paar Crowdsurfer den Weg über die Köpfe und immer wieder wurde gemeinsame Chöre aus „Alerta, Alerta, Antifascista“ Gesängen angestimmt. Wie alle Bands an diesem Tag, hatten natürlich auch die Jungs von Plattensprung die passenden Worte gegen all die Nazis und die Hetze parat und gaben immer wieder deutliche Statements zur momentanen Situation in Bitterfeld und Deutschland.

Kein Bock auf Nazis - Open Air - La Confianza-2Auch die vertretene IG-Metall Halle/Dessau ließ es sich nicht nehmen, auf die Situation in Bitterfeld hinzuweisen und ihre Meinung zu Rassismus und all den besorgten Bürgern kundzutun.

Im Anschluss gab es Crossover von La Confianza aus Selb, einer Band, welche mittlerweile schon fast zum Inventar des AKW gehört und regelmäßig bei Auftritten zu sehen ist. Auch hier wurde vom Sänger lautstark gefordert, dass ganz Bitterfeld es hören soll und so stimmte er den Alerta Antifascista – Chor an, an dem sich wieder hunderte Angereiste beteiligten. Eine Menge Staub wirbelten die feiernden, tanzenden und pogenden Leute auf und dankten der Band für einen tollen Auftritt, mit diversen Circle Pits.

Einer, der wohl am meisten erwarteten Acts an diesem Tag, wurde wieder mit einer wunderbaren Ankündigung vom RSL-Stadionsprecher auf die Bühne geholt. Von vielen sehnlich erwartet, standen nun die Donots aus Ibbenbüren auf der Bühne und sorgten für dichtes Gedränge vor genau dieser. Die Stimmung war super und so konnte auch der langsam einsetzende Regen lediglich dem aufgewirbelten Staub etwas anhaben.

Kein Bock auf Nazis - Open Air - Donots-5Circle Pits, Crowdsurfer und das erstürmen der Bühne durch das Publikum lassen nur ansatzweise erahnen, was bei diesem Auftritt los war. Da sich die Donots nicht nur in Bitterfeld an solchen Konzerten beteiligen, sondern öfter kleinere politische Veranstaltungen auch ohne eine Gage unterstützen, wurden auch hier schnell die passenden Worte gefunden. So positionierten auch sie sich klar gegen Rassismus, Nazis und gegen die tägliche erfundene Hetze durch falsche Meinungsmache gegen Flüchtlinge.

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Kein Bock auf Nazis - Open Air - Feine Sahne Fischfilet-14Eine Band durfte an diesem Tag natürlich nicht fehlen, wenn es darum geht ein Zeichen gegen Nazis zu setzen: Feine Sahne Fischfilet aus Mecklenburg-Vorpommern waren der Headliner an diesem Tag. Diese, vom Verfassungsschutz beobachtete, als linksextrem eingestufte Punkband, erhielt tragischer Weise mehr Platz und Aufmerksamkeit im Verfassungsschutzbericht als die rechtsextremen Terroristen vom NSU. Der Platz vor der Bühne war auch hier wieder brechend voll und die Stimmung super, die Mitglieder vom MC Kuhle Wampe positionierten sich zwischen Publikum und Band, um ein erneutes Stürmen der Bühne wie bei den Donots zu verhindern.

Auch bei Feine Sahne gab es wieder Massen an Crowdsurfern und die üblichen Sprechchöre gegen Nazis und für Refugees. Monchi, der Sänger der Band, erklärte aber auch heute wieder, dass es nicht nur wichtig sei bei einem Konzert aktiv zu sein, Alerta Antifascista oder Refugees welcome zu schreien, sondern auch im Alltag dazu zu stehen und all dem rassistischen Abschaum entgegen zu treten, wenn es darauf ankommt eine Unterkunft für Asylbewerber zu schützen oder eine Nazidemo zu verhindern. Trotz des mittlerweile fast andauernden Regen, feierten alle einfach weiter und machten dieses Open Air zu etwas Unvergesslichem.

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Alles in allem war das „Kein Bock auf Nazis – Refugees Welcome“ Open Air ein voller Erfolg, es war sowohl ein Erfolg für Bitterfeld, als auch für all die Menschen, die ein Zeichen setzen und dem alltäglichen Hass entgegentreten. Die Besucherzahl übertraf sicher die Erwartung von vielen und die glücklichen Gesichter der Veranstalter sprachen für sich.

Kein Bock auf Nazis - Open Air - Refugees Welcome-2Man muss einfach nochmal ein ganz großes Lob an alle Beteiligten aussprechen, die diesen Tag möglich gemacht und in Eigenregie auf die Beine gestellt haben. Auch den Bands gilt ein großer Dank – sie haben unentgeltlich gespielt und Leute zusammengebracht, die für eine gemeinsame Sache kämpfen.

Gerade jetzt ist es wichtig sich all den Rassisten, Nazis oder den bildungsresistenten besorgten Bürgern entgegen zu stellen und ihnen zu zeigen, dass sie eben nicht das Volk sind, dass ihr Handeln eben nicht richtig ist und das die Schuldigen an falscher Stelle gesucht werden.

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