Seegeflüster 2012: Zum Glück ist es nicht so schwül

News am 14. September 2012 von Konzertheld

Seegeflüster Hagen GeländeüberblickZwei Tage im Jahr wird das Freizeitbad Hengstey in Hagen zum Open Air-Konzertgelände umfunktioniert – dann findet wieder das Seegeflüster statt, ein Festival, bei dem an zwei Tagen jeweils vier Bands auftreten. Dieses Jahr war die Ausrichtung eindeutig zum deutschsprachigen Pop hin. Besonders am Freitag – davon nun mehr im Folgenden [mehr Bilder in der Galerie].

Nachdem ich den Lärm-Vorgeschmack in Form schreiender Kinder im Zug überstanden habe, bin ich froh, dass der Einsatzbus vom Hagener Hauptbahnhof ziemlich leer ist. Fast eine halbe Stunde geht es quer durch Hagen, bis wir direkt vor dem Schwimmbad halten. Fix akkreditieren lassen, durch den Einlass und Werbegeschenke abstauben. Mit Flaschenöffnern und auf die Finger aufsteckbaren LED-Lichtern sind die Promoter dabei sogar zum Festival passend sortiert.

Bei 16 Grad haben sich gut eine halbe Stunde vor Beginn nur wenige Menschen versammelt. Es läuft leise Popmusik, vor der Bühne stehen schon ein paar Teenies (teilweise mit Eltern), ansonsten ist es ziemlich leer auf dem Gelände. Die Klos sind alle wassergespült, die Preise an den Fressbuden moderat (wenn man schon bei Rock am Ring war, kann man 2,50€ für ne große Portion Pommes mit Majo gut vertreten). Auffällig ist, dass meine Altersgruppe scheinbar völlig fehlt – viele Familien mit Kindern, Teenies und Erwachsene, aber die studierende Jugend scheint kaum Pop zu hören.

Die Zuschauer werden kaum mehr und schließlich ertönt schon eine Viertelstunde vor dem geplanten Beginn „Freude schöner Götterfunken“, die Erkennungs“melodie“ von Auletta, die nun das Seegeflüster eröffnen werden. In dicken Jacken und anscheinend immer noch frierend kommt die Band auf die Bühne – zugegeben, es ist wirklich ziemlich frisch. Leider bleibt bei den ersten Liedern die Stimmung ebenso kühl. Weder Band noch Publikum werden richtig warm, obwohl uns die Songs durchaus warme Worte spenden. Erst als es „Zünd dein Leben an“ heißt, tauen wir alle etwas auf und einige fangen an mitzusingen. In der Hinsicht können sich andere Bands mal was von Auletta abgucken – anfangs singen die meisten eher zaghaft oder noch gar nicht mit, aber Frontmann Alexander fordert uns immer wieder auf noch lauter zu singen und schließlich erreicht das Publikum eine respektable Lautstärke.

Etwas wenig Stimmung, aber gute Musik, und nach dem Konzert motiviert uns der Moderator angesichts des einsetzenden Nieselregens, dass es ja trotz Sommer immerhin nicht so schwül sei. Dem schließt sich Thomas Godoj, der als nächster auf die Bühne kommt, direkt an. Durch den schon jetzt immer stärker werdenden Regen wird diese Aussage im Laufe des Festivals noch ein Running Gag…

Für Thomas Godoj sind sogar einzelne Fans aus dem deutschsprachigen Ausland angereist (zumindest sind sie da) und auch wenn es nicht viel mehr Leute sind, die sich nun vor der Bühne versammelt haben, sind die Anwesenden doch deutlich textsicherer und motivierter als zuvor. Wie es scheint, sind die Fans von Thomas Godoj mehr Fans der kreischenden, ausrastenden Sorte als bei Auletta. Aber auch Thomas und seine Band geben richtig Gas auf der Bühne. Ich war ja sehr skeptisch – ihr letzter Auftritt bei Bochum Total hatte mich nicht überzeugt – aber was hier geboten wird, ist zwar kein Rock’n’Roll, wie er es nennt, macht aber trotzdem richtig Laune. Außerdem kommt er immer wieder runter, stellt sich direkt vor den Zaun in den Fotograben und singt und springt mit der begeisterten Menge.

Vom Bühnendach kommen dieweil alle paar Lieder kräftige Wassergüsse vom sich ansammelnden Regen. Aber auch ohne die wäre der 34-jährige Recklinghäuser wohl klatschnass geworden, ebenso wie alle anderen. Immerhin gibt es dadurch schöne Lichteffekte! Bei den Zugaben fallen dann allerdings die im Wind schwankenden Boxen aus – ab da hört man nur noch die Band aus den Monitorboxen von der Bühne und die textsicher singenden Fans. Außer den Technikern interessiert das aber kaum jemanden, wir feiern einfach weiter und irgendwann setzt auch die PA wieder ein.

Durchgefroren gönne ich mir eine Pause unter einem Schirm bei den Bierzeltgarnituren, wo man wenigstens von oben nicht mehr nass wird. Das Gelände hat sich noch ein bisschen mehr gefüllt, trotzdem sind die Kapazitäten noch lange nicht ausgeschöpft. Auf der Bühne gönnen sich Bosse dieweil einen ausgiebigen Soundcheck.

Dann geht’s los und auch hier merkt man direkt einigen Fans die Begeisterung an. Mich überzeugt er nicht so recht, ich komme gar nicht auf seine Stimme klar. Dafür schaue ich dem Schlagzeuger zu, der richtig feiert und einige interessante Patterns drauf hat. Und was Bosse angeht – egal ob man die Musik mag, der Mensch verdient Respekt, denn es regnet immer noch und entsprechend ist die Stimmung gedrückt, aber er stürzt sich persönlich mitten in die Menge und singt von dort aus weiter (die Techniker schlagen die Hände überm Kopf zusammen). Auch frustrierte Regenschirmnutzer werden motiviert und völlig zu Recht gibt es großen Jubel dafür, dass Bosse sich mitten unter die Fans mischt und dabei auch nicht von Securitys abschirmen lässt.

Da ich inzwischen total durchnässt bin, meine Kamera während Bosse den Dienst quittiert hat und die Verbindungen nach Hause nicht besonders gut sind, mache ich mich nach dieser Aktion wieder auf den Weg nach Hause. Nach Bosse traten noch Jupiter Jones auf – die habe ich schon zweimal gesehen und auch hier bei den Festivalhoppern haben wir schon mehrfach über sie berichtet. Der zweite Tag des Seegeflüsters 2012 bot noch Stereolove, The Pusher, Frida Gold und Madcon. Wir waren stattdessen für euch beim Green Juice in Bonn – mehr dazu in einem weiteren Artikel.

[weitere Bilder vom Seegeflüster 2012 in der Galerie]

2 Kommentare zu “Seegeflüster 2012: Zum Glück ist es nicht so schwül”

  1. Nummer 1: Rochlitz Fred sagt:

    ich war in Hagen dabei und ich war doch sehr beeindruckt von Thomas Godoj, der trotz des miesen Wetters richtig Stimmung gemacht hat. Mir gefällt, was er und die Band da auf der Bühne abliefert, guter Deutschrock mit großartigen Texten und für mich durchaus Rock n Roll !!!
    Als der Ton ausfiel haben wir einfach weitergesungen und dieses Gänsehautgefühl werde ich nie vergessen.
    Auch würde ich die Fans nicht als kreischend – ausrastend bezeichnen, daß waren vielleicht vereinzelte Leute in der ersten Reihe, wie es bei anderen Muikern auch ist. Das andere Publikum, waren einfach musikinteressiert und musikliebend und hatten den Abend Spaß .
    LG Fred

  2. Nummer 2: Green Juice in Bonn: Wo die kleinen Bands groß rauskommen | Festival News sagt:

    […] fertig. Alles Gute an die drei, da geht was! Bei uns geht dieweil leider nix, meine Kamera hat den Regen vom Seegeflüster nicht überlebt. Vielen Dank daher an Esther vom Green Juice, die uns die Fotos für diesen Artikel […]

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