Rückblick Big Day Out 6.0, Anröchte 2011

News am 8. August 2011 von Cutter

Das Motto dieses Wochenendes? Je kleiner die Orte, desto besser die Festivals? Könnte passen, denn zeitgleich mit dem Wacken fand in Anröchte, einem Örtchen im lippischen Kreis Soest,  das zweitägige BIG DAY OUT 6.0 statt, welches alle zwei Jahre die Einwohnerzahl des Ortes durch die ca. 8000 Besucher nahezu verdoppelt und den angrenzenden – im kulturellen Bereich eher langweilig agierenden – Städten aufgrund des Erfolges die Tränen in die Augen treibt. Zur BDO 6.0 Bildergalerie.

Der durch das hochkarätige Line Up entstandene Verdacht, dass der Name nicht umsonst groß geschrieben wird, verdichtete sich schon beim  Blick auf das mitten im Ort gelegene hübsche Festivalgelände, wo als  erstes die Mainstage mit ihrer beeindruckenden Bühnenhöhe von ca. 2 1/2 Metern ins Auge stach. Neben dieser luden noch eine kleinere Bühne auf dem ausreichend großen wiesigen Gelände und einige Ess- und Getränkestände zum Besuch ein. Besonders auffallend: Selbst an eine kleine erhöhte Area für Rollstuhlfahrer wurde gedacht. Lobenswert!

Dass das BIG DAY OUT ehrenamtlich vom JZI e.V. organisiert und durch Sponsoren unterstützt wird, war lediglich an der regionalen Werbung im (sehr ausführlichen, aber leider auch leicht unübersichtlichen) Programmheft und ein paar Werbeständen auf dem Gelände zu merken – dass man eine derartige Veranstaltung ehrenamtlich auf die Beine stellen kann und einen so reibungslosen Ablauf hinbekommt, ist definitiv beeindruckend und uns ansonsten nur aus dem ebenfalls kleinen Ort Ilmenau in Thüringen bekannt. Die Künstler spielen zum BDO immer zeitversetzt, so dass man als Gast nichts verpasst, sich in den Umbaupausen nicht langweilen muss und uns stellt sich einmal mehr die Frage, warum das eigentlich nicht alle Festivalveranstalter so machen. Desweiteren sehr vorbildlich: Der ein Stück vom Gelände entfernte Campingplatz sowie die Toiletten vor Ort.

Der Freitag fiel für uns aus arbeitstechnischen Gründen leider so gut wie flach und nur der früher angereiste Cutter konnte noch so eben in den Genuß der letzten zwei Bands Skaos und Good Charlotte kommen. Nichtsdestotrotz hatten zuvor die Münsteraner H-Blockx wie immer gekonnt die Stage gerockt und erneut ihr Können mit Feuerwehrschläuchen unter Beweis gestellt, was ihnen an diesem noch sehr warmen Tag die Gäste durchaus dankten.

Desweiteren bestach laut Publikumsaussagen auch Daniel Wirtz – schon Ringbühnen-Headliner zum Bochum Total 2011mit guten Texten und Melodien. Zu späterer Stunde wussten Skaos auf der kleineren S-Bühne mit ihren Blasinstrumenten zu überzeugen und der darauf folgende freitägige Headliner Good Charlotte bot den erwarteten rockig-dynamischen Übergang zur Aftershow-Party, welche im zum Gelände angrenzenden Bürgerhaus stattfand. Dies jedoch ohne uns, wir lagerten die Nacht in Dortmund und freuten uns auf einen ereignisreichen Samstag, an dem wir keine Band versäumen wollten.

Der nächste Tag folgte dann auch und mit ihm die Regenwolken sowie die schlechte Nachricht, dass der Auftritt von Henchman leider ausfallen musste. Als Ersatz spielten Flimmerfrühstück, ihres Zeichens erste Band vom Vortag und Verkünder der These „Die ganze Welt will Porno!“ einfach noch mal und This is the Arrival rutschten einen Programmplatz hinter Talco. Nachdem unsere geplante Ankunft durch das kreative Erlebnisprogramm der Deutschen Bahn leicht zurückgeworfen wurde, waren This is he Arrival auch gerade auf der Bühne, als wir ankamen und hatten davor bereits einige Besucher versammelt, von denen die meisten standhaft blieben, als es gegen Ende des Konzertes zu regnen begann.

Beim anschließenden Auftritt von Jupiter Jones auf der großen Bühne konnte der Regen dann keinen mehr abschrecken, mit Anti-Nässe-Capes und Strohhüten vom Merchandise- und Cocktailstand gewappnet, trotzten die Besucher dem Regen und bejubelten den professionell dargebotenen Stilmix der „Aufsteiger des Jahres 2011“.

Vielleicht mussten sich viele danach erstmal stärken, trocknen oder einfach vor dem stärker werdenden Regen flüchten, wir wissen es nicht… die große Masse war es jedenfalls nicht, die dann an der Sparkassenbühne gewillt war, die Iren von The Mighty Steff zu begrüßen. All jene, welche sich einfanden, waren dafür umso mehr entschlossen, Spaß zu haben und ließen sich von den dargebotenen Folk-Klängen mit dezenten Country-Einflüssen und den Ermutigungen des Sängers zum ausgelassenen Tanzen und Mitsingen animieren.

Voll wurde es danach an der Hauptbühne, auf der ein gut gelaunter Dick Brave und dessen Backbeats ihre spaßige Rockabilly-Show hinlegten. Die laut – der zugegebenermaßen sehr professionell angelegten – Fake-Biographie kanadischen Jungs um den eigentlich gar nicht so sehr kanadischen Soester Sasha gaben alles, neben konsequent englischen Ansagen sogar ein paar Brocken akzentbehaftetes deutsch, und wer sich nicht gerade fragte, ob Elvis in Sashas Hüfte reinkarniert ist oder er da gerade wirklich lachen musste, unter seinem tragikumflorten Gesichtsausdruck, feierte ordentlich mit. Wir sahen La Ola Wellen, Luftballons, Seifenblasen und Wunderkerzen und vor allem jede Menge Spaß.

Spaß machten auch die Chemnitzer Kraftklub, .die anschließend auf der kleinen Bühne bewiesen, dass die zwischenzeitliche Karl-Marx-Stadt auch etwas ist, worüber man singen kann, ohne Kraftausdrücke zu benutzen Diese folgten dafür in den meisten anderen Stücken und wurden dem Publikum allerdings auf überraschend sympathische Weise in Hülle und Fülle um die Ohren geschmettert. Der „Randy Pop“ in College Jacken ging ins Ohr und in die Beine und so hüpfte und pogte sich die Menge durch die Songs, ließ sich vom Sänger zu einer Wall of Death animieren und wurde für ihre „Hühnerbrust“-Sprechchöre mit dessen nacktem Oberkörper belohnt. Dass der Regen inzwischen aufgehört hatte, glich man mit einer Dusche aus Wasserflaschen aus und gab eine instrumentale Hüpf-Zugabe, nach der alle gut eingestimmt zur Hauptbühne tigerten.

Dort waren nun die schon BDO-gewöhnten  Donots an der Reihe. Obwohl anfangs ein wenig zurückhaltend, war die Menge bald voll dabei und gab den Ordnern auch endlich mal ein wenig Arbeit, indem sich viele auf Händen zum Bühnengraben tragen ließen. Die Donots dankten es mit einem professionellen, mitreißenden Gig und verließen unter großem Applaus die Bühne. Auf der Sparkassenbühne waren nun die Kalifornier Zebrahead an der Reihe und gaben den lautesten Beitrag des Abends zum Besten. Es wurde auch vor der kleinen Bühne voll, und die Besucher pogten fröhlich zu den Klängen der Band in die Nacht hinein. Und auch wenn uns persönlich immer noch nicht klar ist, was der Mensch in dem seltsamen Tierkostüm (ein braunes Zebra mit kleinen Ohren?) denn nun eigentlich auf der Bühne gemacht hat und wie genau die „Muschi“-Rufe, zu denen der Sänger aufrief in das betreffende Lied passten, hatten alle eine Menge Spaß.

Keine Sekunde nach den letzten Klängen begannen die Fantastischen Vier in ihrer Funktion als Headliner auf der Hauptbühne zu beweisen, dass kein Tanzschritt zu peinlich und keine Pose zu albern sein kann, wenn man SMUDO oder Thomas D. heißt und dass Erfolg nicht dazu führen muss, sich selber zu ernst zu nehmen. Wir lernten, was man alles so mit den diversen auf die Bühne geworfenen Gegenständen machen kann und müssen an dieser Stelle einfach mal sagen, dass der rosa BH auf Thomas´Kopf noch besser aussah als der bunte Neon-Ring. Ein minimaler Wermutstropfen an diesem Auftritt, gegen den man ansonsten aber auch so gar nichts negatives sagen kann, war leider die Tatsache, dass die Stimmen nicht wirklich gut verständlich waren, so dass die Ansagen zwischendurch ein wenig untergingen. Dies war zwar ein wenig schade, tat aber der allgemein guten Stimmung keinen Abbruch. Nach drei Liedern Zugabe durfte das Publikum auch SMUDO mal ein wenig auf Händen tragen und die Band mit einem donnernden Abschlussapplaus verabschieden.

Wer wollte, konnte auf der Aftershowparty anschließend noch eine ganze Weile weiter feiern oder die Nacht auf dem Platz ausklingen lassen, dem man inzwischen allerdings die Besucherzahlen ansehen konnte, da einigen in ihrer Partystimmung wohl der Weg zu den ausreichend vorhandenen Abfallbehältern irgendwie zu weit war. Wir hoffen an dieser Stelle, dass das Wegräumen des Mülls nicht auch in den Bereich der netten ehrenamtlichen Kräfte fällt, beglückwünschen Veranstalter, Helfer, Security und Polizei noch einmal zu einem durch und durch gelungenen Festival, freuen uns darüber, dass es offenbar noch Gemeinden gibt, deren Einwohner geschlossen hinter kulturellen Ereignissen dieser Art stehen und hoffen auf ein BDO 7.0!

Bericht: die Nuss & der Cutter , Fotos: Cutter

Weitere Bilder zum BDO 6.0 sind in unserer Bildergalerie zu finden: Big Day Out 6.0 Fotogalerie.

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